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1848 bis 1871: Die Reaktion der fünfziger Jahre,
als der Wert dieser vergessenen theogonischen Systeme, IndemHartmann im Weltgrund den unvernünstigen, blinden Willenund die willen- uud energielose Vorstellung sich miteinander ver-binden läßt und daraus sein Unbewußtes als eine Substanz mitzwei — ^ü. sich widersprechenden — Attributen schafft, erscheintihm einerseits die Welt und ihr Dasein als das Grundübel —zwar die beste unter allen möglichen Welten, aber „durchweg elendnnd schlechter als gar keine"! — und andererseits gewinnt er so dieMöglichkeit eiues teleologischeu Entwickelungsprozesses dieser Welt,freilich zu welchem Ziel nnd Ende? Doch zu keinem anderen, alsum das Sein wieder in das Nichtsein znrückzuschleudern. Im Be-wußtsein nämlich vollendet sich der Weltprozeß, also ist die ganzeWelteutwickelung auf die Hervvrbriugung vvu Bewußtsein augelcgt.Wie dieses freilich entsteht, ist auch hier das Rätsel aller Rätsel:als ein Stutzen des Willens über die Emanzipation der durch dasAuftreten des Gehirus entstehenden Vorstellung definiert es Hartmannnach jenem Goetheschen Rezept, daß wo Begriffe fehlen, ein Wortes auch wohl thnn müsse. Aber item, in der bewußten Vernunftist nnn die Möglichkeit gegeben, die Unseligkeit des Willens zu er-kennen und die Illusion ans ihren drei Stadien zu durchschauen.Ist sie aber hinter die Uuveruuust des Willens gekommen, so istes an ihr, dieses widervernünftige Wollen, das schuld ist am Daßder Welt, in das Nichtwollen, in die Schmerzlosigkeit des Nichtszurückzuführen uud so gut zu machen, was der unvernünftige Willeschlecht gemacht hat. Während das aber bei Schopenhauer die Auf-gabe des einzelnen Individuums für sich gewesen war, ist es hierSache der Menschheit in ihrer geschichtlichen Entwickelung, deu Kampfmit dem Unlogischen aufzunehmen nnd durch „eiueu gleichzeitigengemeinsamen Entschluß", einen Majoritäts-Beschluß weuigsteus dasWollen nnd damit das Daß der Welt, ihr Dasein aufzuheben!Darin liegt natürlich eine gauz andere Auffassung der sittlichenAilsgabe als bei Schopenhauer . Der Einzelne soll mitarbeiten ander geschichtlichen Entwickelung und dem geschichtlicheil Fortschritt,damit die Menschheit (oder „eine höhere Tiergattung ans Erden,welche die Arbeit der Menschheit sortsetzeud das Ziel erreicht")höher uud immer höher steige nud sich endlich aufraffe zu jenem