Weitere Wirkungen der Schopenhanerschen Philosophie.
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so die Brücke zwischen Schopenhauer und dem Neukantianismus ge-schlagen, andere wie Wuudt uud Paulsen legten den Willen der Psycho-logie und der Metaphysik zu Grunde. Und noch vorher sand RichardWagner in Schopenhauer den Philosophen sür seine Musik derZukunft, indem er nicht bloß dessen metaphysische Theorie derMusik zur größeren Ehre derselbe!, sreudig accepnerte, sondernauch dessen Mitleidsmoral und ihre metaphysisch-pessimistische Be-grüudung auf die Gestaltung seiner Musikdramen und die Charak-terisierung seiner Helden innerlich Einfluß gewinnen ließ. Undendlich ging von diesen beiden, von Schopenhauer nnd Wagner,Nietzsche als von seinen „Erziehern" ans, um dauu sreilich sowohlmit dem Gedanken des Dionysischen in Kunst und Kultur als mitseinem aristokratischen Geuickultus weit über beide hinaus znschreiten nnd dabei doch den Znsammenhang mit ihnen und dasgemeinsame Wurzeln in der Romantik festzuhalten.
Doch davon ist später zn redeu. Aber es mußte hier schondarauf hingewiesen werden, um zn zeigen, wie Schopenhauer vierzigJahre hindurch eines der stärksten Fermente des deutschen Geistes-lebens gewesen und geblieben ist, wie er es nach allen Seiten hinbeeinflußte uud wie es ihn sich in allen seinen Tendenzen zn eigenmachte und sich mit ihm erfüllte. Daß dieser Eiufluß ein durchweggünstiger und erfreulicher gewesen sei, möchte ich freilich uicht be-haupten, das wird sich auch im Verlaufe uoch weiterhin heraus-stclleu. Eiu lang verborgen nnd tot in der Erde liegender Sameseierte hier ein verspätetes, aber um so reicheres Aufgehen, Blühennnd Früchtetragen; aber man vergesse nicht: es war ein Reis vomalten romantischen Zauberbanm, und romantisch ist darnm auchder Pessimismus, romautisch die Musik Richard Waguers, roman-tisch der Individualismus und Aristokratismus Nietzsche's , romantischnicht bloß der Mystizismus und Mürcheuzauber in unserer modernenLitteratur, sondern selbst durch unsere Philosophie geht gelegentlichein Hauch vou Romantik, wenn wir z. B. an Diltheys „Einleitungin die Geisteswissenschaften" und an seinen Bcrsuch denken, aus derTiese des ganzen McnschengeisteS uud der Totalität seines Wesensheraus auch das Gauze dieses Meuschengeistes, seine Entwicklungs-geschichte und alle die verschiedenen Wissenschaften des Geistes zu