396
1848 bis 1871: Die Begründung des deutschen Reiches.
Moltke sind damals wieder populär geworden beim ganzen Volk: daßheute noch jeder junge Mann stolz daraus ist zu dieneu und gedientzn habe», schreibt sich von jeuer Zeit her, und der Jubel, mit dem mauiu Nord uud Süd die einziehenden Truppen begrüßte, galt nicht nurdem Sieg uud dem Errungenen, sondern war zugleich auch dieBesiegelung dieser Einheit zwischen Volk und Heer. Und ebensosind dadurch der Monarchie, welche seit 1848 in wcitcu Kreisenmehr nur ertragen wurde und deren Nimbns durch die Annexionenvon 1866 doch ernstlich Not gelitten hatte, die Herzen wiedergewonnen worden. Sie hatte sich als Macht gezeigt, die imponierte,die deutschen Fürsten hatten Opfer gebracht, selbst der, der dabeidas meiste gewonnen hatte, König Wilhelm hatte sein Prenßentumdran geben müssen, und das war ihm nicht leicht geworden. Abernoch mehr als der änßere Glanz der Kaiserkrone bedeutete der,der sie trug: die schlichte Größe dieses Maunes ohne alle Genialitätvoll treuer Pflichterfüllung uud voll kindlicher Sicherheit machteihn uns alle» im höchsten Grade verehrnugswürdig, und indem erdie Herzen des ganzen deutschen Volkes für sich uud seiue Persvugewauu, gewann er uns für das Königtum und die Monarchie.So mußte der deutsche Kaiser aussehen, wie dieser milde Greis mitden srenndlich blickenden Augen und der hoheitsvoll stattlichenGestalt, so hatten wir ihn uns immer gedacht, nun stand er voruns so, wie wir ihn haben wollten.
Aber darüber kann natürlich kein Zweifel sein, daß der, derall dieses Große erreicht und fertig gebracht hat, schließlich doch einanderer, daß es Bismarck war — siegreich gegen eine Welt vonSchwierigkeiten von seinem König und Herru au, der seiu Größtesdamit vollbrachte, daß er au ihm festhielt uud sich ihm unterordnete,bis herab zu seinen Feinden, die ihn mit beispielloser Schärfe undhaßersülltem Herzen bekämpft haben. Aber für uns, die wir vonden geistigen Strömungen im Leben unseres Volkes zu reden haben,ist es doch nicht bloß dieser wunderbare Erfolg iu der äußerenPolitik, soudern es ist die sieghaste Macht einer großen, alles weitüberragenden Persönlichkeit, die nun die nächsten zwei Jahrzehntegeradezu beherrscht. Nur einmal noch hat ein Mann im Lebenunseres deutschen Volkes so hinreißend uud machtvoll gewirkt, so