Aufmarsch zum Kampf.
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möchte, so kann man über solches romantische Katholisiereu hoherDamen natürlich auch weniger harmlos urteilen. Doch dem sei,wie ihm wolle, jedenfalls stimmen mit dem, was er über ihreBevorzugung von Klöstern und sonstigen katholischen Anstaltenund Werken der Barmherzigkeit aus dieser Koblenzer Zeit er-zählt, auch meine mehrjährigen Beobachtungen in Baden-Baden aus den siebziger Jahren durchaus zusammen; und ebenso treffeich im Endurteil mit ihm überein, daß „diese Haltung, dievon allerhöchster Stelle zu allem genommen wurde, was mit denEinrichtungen uud Bestrebungen der römisch-katholischen Kirche zu-sammenhing, nicht versehlen tonnte, das Selbstbewnßtsein derleitenden und maßgebenden katholischen Kreise zn steigern und derevangelischen Kirche ihre Stellung vielfach zu erschweren". Sowenig dachte man iu Preußen damals vou obeu her au einen kirch-lichen Konflikt.
Allein jene schon erwähnte Katastrophe, der Einmarsch derItaliener in Rom und die völlige Vernichtung der weltlichen Herr-schast des Papstes, vereitelte diese friedlichen Absichten. Wir wissenheute, daß, wie Döllinger schon 1861 vorausgesagt hatte, dasPapsttum durch diesen Verlnst an seinem kirchlich-moralischenPrestige nichts eingebüßt hat, sondern nur einer Last und derBlamage, den schlechtest regierten Staat der Welt als Kirchenstaatvor aller Augen darzustellen, ledig und loS geworden ist. Dochim ersten Augenblick glaubte die Kurie wohl selbst, wie sie es alsFiktiou bis zur Stunde aufrecht erhalten hat, daß das ein wirk-licher Verlust und eine clsminutio cg,pit>is für sie sei und erhobdarnm das fürchterlichste Gezeter. Und doch kamen gerade jetzt fürsie die Tage stolzesten Triumphes, wie sie sie noch selten erlebthat, und sie kamen ihr nicht zum wenigsten dort, wo sie wie immerso anch jetzt wieder den heftigsten Widerstand zu besiegen hatte,in Deutschland .
Mitten im Krieg eilte der polnisch-deutsche Erzbischos Lcdo-chowski nach Versailles uud erhob dort den Anspruch, das ucueDeutsche Reich solle sich dem von den Italienern Roms und seinerweltlichen Machtstellung berankten Papste zur Verfügung stellen.Daß das den Krieg gegen Italien bedeute zu dem noch nicht