Print 
Die geistigen und socialen Strömungen des neunzehnten Jahrhunderts / von Theobald Ziegler
Place and Date of Creation
Page
439
Turn right 90°Turn left 90°
  
  
  
  
  
 
Download single image
 
  

Erfolge und Folgen deS Sieges.

439

lind deshalb dazu berufen erscheine, ein Gegengewicht gegen dieweltlich-formale Richtung des engherzigen romanischen National-geistes zu bildeu. Darin enthüllt sich zugleich der letzte und tiefsteGründ dieses Protestes. Wieder einmal und noch einmal bäumtsich hier der deutsche Geist aus gegen die jesuitische und roma-nische Leitung des Katholizismus, die ihn im neunzehnten Jahr-hundert so schnöde mißhandelt, jede sreie und selbständige Regungunterdrückt hat uud nun am Ende desselben als Triumphatvrdazustehen scheint.

Ob das die letzten Zncknngen eines sterbenden oder dieersten Lebenszeichen eines nen erwachenden Geistes sind, werwill es sagen? Einstweilen wird der Geist Mannings sicher-lich noch einmal beschworen und dem freimütigen Würzburger Professor der Zuzug von Studierenden noch mehr unterbundenwerden, als dies uach seiner Klage schon bis dahin der Fall war.Gerade darin liegt die schwere Gesahr für den Katholizismus, daßer die Stimmen der Kritik aus dem eigenen Lager nicht mehr er-tragen kann. Man ist nicht ungestraft unfehlbar; der Unfehlbarekann nicht die leiseste Ritze bei sich zulassen, sonst zerstiebt erwie eine jener Glasthränen ins Nichts.

Und doch könnte das Schicksal Spaniens , au dem soeben vornnsern Angen der geschichtliche Urteilssprnch des Weltgerichts sounerbittlich vollstreckt worden ist, dem Unfehlbaren und allen, diean ihn glanben, ein lehrreiches Memento sein. Der Bischos Kettelerfreilich hatte schon 1855, fast als ob er zum voraus dem Gegnerdiese Waffe entwinden wollte, anch für den unleugbaren Verfallnnd die Sünden der in der katholischen Einheit gebliebenen Nationen das deutsche Volk und seine Reformation verantwortlich machenwollen. Aber wer mochte ihm das glauben? Nein, durch denKatholizismus nnd Jesnitismus ist Spanien seit den TagenPhilipps II. in seiner Kultnrentwickelung gehemmt und zu geistigerInferiorität verurteilt worden. Die Folge davon war sein Herab-sinken von der Großmachtstellung zu eiuein Staat zweiten undheute wohl schon dritten und vierten Ranges; das Laud ist wirtschaft-lich verkommen und hat nun auch seinen reichen Kolonialbesitz eingebüßt,weil es ihu durch Mißwirtschaft verwirkt hat; und als es sich