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Die geistigen und socialen Strömungen des neunzehnten Jahrhunderts / von Theobald Ziegler
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Nach 1871: Socialismus und Socialdemokratie.

besonders aus dem gebildeten Proletariat rekrutieren, als Lehrerund Journalisten thätig sind oder höhere Ämter in der Lokal-verwaltnng iuue haben". Auch sie habeu sich zu einem Vereinznsammcngethan 1"lls l^abi«» öoeist^; aber diese Fabier sindkeine politische Partei geworden, sondern Mollen nur die schon be-stehenden Parteien lind Pereinemit fabischen Gedanken durch-tränken". Solche Fabier giebt es auch in Deutschland , nur ohnediesen besonderen Namen. Im Gegensatz zu den Socialdemokratenglauben sienicht, daß einmal ein Augenblick kommen Mird, woes über den Socialismus als ein Ganzes zur Entscheidung durcheine Wahl oder durch eiue einzelne parlamentarische Abstimmungkommeu wird, daß das Geschick deS Proletariats einerseits, das derbesitzenden Klassen andererseits eines Tags auf eine Karte werdegesetzt werden, sondern das; jede Errungenschaft des Socialismusnur eine von vielen Maßregeln sein werde und durch eine thatkräftigesocialistische Partei das Interesse dasür im Vordergründe gehaltenwerden müsse". Den Arbeitgebern gegenüber aber sind sie allerdingsder Meinung, daß das Privateigentum, soweit es bestehen bleibt, einAmt und eiue Verpflichtung in sich schließt und nicht bloß inalter patriarchalischer Weise Wohlthaten von ihnen erwartet werden,sondern der Verzicht auf die einseitig ausgeübten Herrschaftsrechte unddie Anerkennung socialer Gerechtigkeit gefordert wird. Vor allemaber verlangen sie, was im Beamten- und Militärstaat freilichbesonders schwer zu erlangen sein wird, daß die Socialisten, alsoanch die Socialdemokraten solange als gleichberechtigt nnd vollangesehen werden, als sie ihre Ziele auf gesetzlichem Wege zuerreichen suchen.

In diesem Sinn war einst der von Fichte beeinflußte Carlylein England thätig, der uns anch noch als Individualist be-gegnen wird und überhaupt eingenialer Wirrkopf" war, weshalbTrcitschke uicht mit Unrecht von demzweifelhaften Rnhme" diesesbei uus neuerdings doch stark überschätzten Mannes redet. Undin demselben Sinne sind seit Albert Lange anch unter uns vielebemüht, den Wegznm socialen Frieden" zn finden und ihu ebueuzu helfen nnd anderen zn zeigen. Hier darf ich vielleicht auchmeiner Schriftdie sociale Frage eine sittliche Frage" Erwähnung