Die allgemeine Struktur der Zeit.
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neben ergriffen von allerlei Mystik oder doch anempfinderisch damitspielend, voll Ncngier nnd Interesse für alles Rätselhafte undGeheimnisvolle, für alles Tiefe und Hinterweltliche nnd die Wissen-schaft selbst in den Dienst des Aberglaubens herabziehend oder gardiesen in die Form der Wissenschaft kleidend.
Aber wir dürfen dem Jahrhundertende auch nicht Unrecht thun.Es war doch anch wieder, wie Edmund Pfleiderer in feiner Gedächtnis-rede auf deu Fürsten Bismarck sagt, ein „achtnngswertes Jahrhunderternster realer Arbeit, geschichtlicher Thatkraft nnd frischer Unterneh-mungslust", und das kommt uns noch zu gut und giebt unserer Zeitdie solide Unterlage, in der Erscheinungen hastiger Flucht denerfreulich festen Pol uud Mittelpunkt. Ich denke dabei nicht nuran die staatlichen und socialen Gestaltungen, wovon ja ausführlich dieRede war, sondern vor allem auch an die Leistungen auf dem Gebietder Industrie und der Technik nnd an Männer wie Werner Siemens ,die ihre führende Stellung der eigenen Arbeit verdanken und ander Spitze großer technischer Geschäftshäuser „ihre ganze Kraftdafür einsetzen, daß die Industrie ihres Landes im großen Wett-kampfe der civilisierten Welt die leitende Spitze oder wenigstensden ihr nach Natur und Lage ihres Landes zustehenden Platz ein-nimmt". Gerade iu Siemens sehen wir wie iu einem Brennpunktalle die großen und tüchtigen Tendenzen dieser Art von Arbeitvereinigt: den Bund von Natnrwissenschast, Technik und Industrie,die Rücksicht auf den allgemeinen Nutzeil und die Förderung desGemeinwohls durch solche Unternehmungen, bei denen doch auchder Einzelne schließlich immer seine Rechnung findet, und dassociale Bewnßtseiu, lausenden von fleißigen Arbeitern dadurch ihrBrot zu geben und sie dnrch Beteiligung am Gewinn zu freudigem,selbstthätigem Zusammenwirken anzuspornen. In diesem Sinn undGeist wird bei uns im Großen nnd im Kleinen vielfach gearbeitetund geschafft.
An jenen Bund von Wissenschaft und Technik knüpft, sichaber noch ein anderes, die völlige Umgestaltung unserer Existenz an.Daß die Lebenshaltung im ganzen eine höhere geworden ist, istschon gesagt. Das wirkt auch geistig, hat eine Verfeinerung desLebens znr Folge, macht aber gleichzeitig auch empfindlicher gegen Ent-