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Nach 1871: ,?iu clo sidels".
schroff gegenüber stand; bedroht namentlich durch sein Verhältnis znrKaiserin Friedrich , die nie zu seinen Freunden gehört hatte und der ersich nun auch für gewisse Familienpläne schroff versagte. Das brachtein die nutivnalgesinnten Kreise Beunruhigung und Verwirrung.Dazu kam der unerquickliche Streit um die Krankheit des Fürsten .Diese war anfänglich nicht erkannt worden, dann hatte die Kron-prinzessin einen englischen Arzt beigezogen, und dieser erklärte siefür heilbar, während die deutschen Ärzte Krebs diagnostiziertenund eine Operativ., verlangten. Es spielten hier dynastische Inter-essen mit, der Kronprinz sollte um jeden Preis bis zum Todeseines Vaters erhalten bleiben, was ja Mackenzie auch wirklich er-reicht hat; und überdies war es ein Akt der Meuschlichkeit, demKranken selbst seinen Zustand in milderem Lichte erscheinen zu lassen.Allein was jedem Privatpatienten gegenüber geübt und für selbst-verständlich angesehen wird, dem Fürsten wurde das versagt: Ärzteund Zeitungen sprachen um die Wette offen das Todesurteil überihn aus und zeterten gegen alle, die das nicht glaubeu wolltenoder sich in der Öffentlichkeit anstellten, als ob sie es nicht glauben.Eine unsagbar rohe Hetze begann, der todkranke Kaiser und seineFrau „die Engländerin" wurden aufs maßloseste beschimpft, sodaß Mangel an Ritterlichkeit ein sehr parlamentarischer Ausdruckist für das, was sich damals die Stimmsührer des deutschen Volkeszu schulden kommen ließen. Ja nicht einmal im Tod hatte derarme Kaiser Ruhe. Als Geffken in der deutschen Rundschau dasTagebuch des verstorbenen Kaisers veröffentlichte, erhob sich darüberdie Debatte aufs neue, und selbst Bismarck, der wohl einen ge-fährlicheren Urheber hinter dieser Veröffentlichuug vermutet hatte,griff mit gewohnter Rücksichtslosigkeit, aber auch seinerseits härter,als notwendig gewesen wäre, in dieselbe ein. Wenigstens habe ichdie Notwendigkeit des Jmmediatberichts vom 23. September 1888 nieeinsehen können. Geradezu schmählich aber war die VeröffentlichuugGustav Freytags über „den Kronprinz und die deutsche Kaiser-krone" (1889), durch welche dieser ehemalige Freund des Kaisersnach dessen Tod das in ihn gesetzte Vertrauen so wenig recht-fertigte uud aufs neue schwersten Anstoß gab. Pietätlos zerrte erhier Gedanken, die ihu der Kronprinz einst arglos in seiner Seele