534 !Nach 1871: äs sieels".
verstaild man als die Summe seines Lebens und als den scharfenTrennungsstrich zwischen zwei Generationen. Aber sie sagte dochnur die Halste. Uns war er mehr, war er die Verkörperungdes deutschen Wesens selbst in seiner Krast und Stärke, in seinerMännlichkeit und seinem frohen Kampfesmnt. Noch einmal, nebenLuther war er deshalb der größte Deutsche, weil er so ganz deutsch war. Darum steht er — dagegen kommt aller Haß nicht aus —er, der harte eiserne Neichskauzler, dem Herzen seines Volkes sonahe und hat sich vor allem das Herz der Jugend seines Volkesim Sturme erobert: er ist geliebt worden, heiß wie seit 350 Jahrenkeiner mehr geliebt worden ist. Um so schmerzlicher, daß auchdiesmal wieder der Riß durch unser deutsches Volk geht und auchdiesem besten uud größten seiner Söhne ein starker Bruchteil ver-ständnislos und zornerfüllt den Rücken kehrt. Aber das muß wohlso sein und hängt mit der Kampsstellung zusammen, welche solchegewaltige Willensmenschen für sich selber einnehmen und anderenaufzwingen. Das ist das Los und das Schicksal der Größe.
Aber auch das darf hier uicht verschwiegen werden, daß alterGroll in der Stunde des Verlierens wieder aufwachte nnd mansich fragte, ob es denn habe sein müssen, daß solche Krast achtJahre lang ungenützt geblieben sei. In den Siehlei? wollte ersterben; daß ihm das versagt wurde, erhöht auch unseren Schmerz.Und es ist nicht zu verkennen, daß das Ausscheiden BiSmarcksweder den Reichsgedanken, namentlich im Süden, noch die Autoritätder Regierung gestärkt hat. Dazu trugen freilich anch die Zickzack-linien bei, welche „der neue Kurs" in diesen acht Jahren beschriebenhat. Eiu Stoßweises und Plötzliches, ein Nervöses nnd Hastiges,Anläufe ohne Fortgang, impulsives Ansasseu ohne Nachhaltigkeit,jäher Wechsel zwischen socialem Resormeiser nnd Neigung zn strengerRePression unter dem scharfmachenden Einfluß Stumms, zwischenverständnisvoller Pflege vou Handel nnd Verkehr und agrarischenVelleitäten, dem Abschluß von Handelsverträgen und der Begünstigungder sie bekämpfenden Partei der Ostelbier — so schwankt dasStaatsschiff im Innern und ebenso auch in der äußeren Politikunstät hin und her, dadurch verliert auch das Volk mehr uudmehr die Sicherheit und die Nnhe, den Respekt vor der Autorität