Print 
Die geistigen und socialen Strömungen des neunzehnten Jahrhunderts / von Theobald Ziegler
Place and Date of Creation
Page
562
Turn right 90°Turn left 90°
  
  
  
  
  
 
Download single image
 
  

502

Nach 1871: ,?iu äs 8isels^.

Frail von Stein herstammenden hohen, führendeil Franengestaltenvoll reichen inneren Lebens, mit einem dem Manne durchaus eben-bürtigen geistigen Gehalt und Eigenwert. Den Übergang bildetJphigenie. Erst:

Wie cnggebunden ist des Weibes Glück,dann die Frage:

Hat denn zur unerhörten That der MannAllein das Recht?

und endlich:

es ziemtDem edeln Mann, der Frauen Wert zu achten.

Und darauf in vollem Ton das hohe Lied der Bildung in Tasso:

Willst du genau erfahren, was sich ziemt,So frage nnr bei edlen Frauen an.

Der ganze Reichtum aber breitet sich in Wilhelm Meister ausMignon und Philine, Anrclie nnd die schöne Seele (Fräuleinvon Klettenberg), Therese und Natalie; und noch moderner weilkomplizierter in den Wahlverwandtschaften Charlotte und Ottilie.Hier kommt auch das Problem der Frauenerziehuug und Frauen-bildung zn fast didaktischer Aussprache.

Wie arm ist dagegen in diesem Punkte Schiller! Ihm gelingtdas Weib als Heroine des Handelns oder des Leidens, im Wallen-stein und in der Jungfrau, in der Maria Stnart und in der Brautvon Messina , nnd sie gelingt ihm als Hausfrau und Mutter imTell und in der Glocke. Dagegen fehlt es seiner Amalie undLllise Millerin, seiner Thekla und Bertha an Kraft und Leben, siehaben eilten Stich ins ungesund Sentimentale. Und sentimentalsind auch die Frauen Jean Pauls , das Ungesunde, das er wie vorihm Schiller im Gegensatz zu Frau von Stein bei Frau von Kalb kennen lernte, hat er nicht überwunden; den Typus der genialischenTitanide mit der hohen heißen Seele hat er von ihr und Emilievon Berlepsch .

Aber nicht an die aufgeregten Frauenzimmer, die sich umJean Paul anbetend scharten, sondern an Goethes Dichtungenschloß sich im Leben ein Neues an. Die geistreichen Jüdinnen inBerliil, Dorothea Veit , Heuriette Herz und Rahel, später Varn-