Die Frauenfmge,
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hagens Frau, waren die ersten Frauen Deutschlands , welche gebildetund geistreich zu sein für Recht und Pflicht der Frau erkannten;und daß man nicht meine, das sei nur jüdisch, füge ich gleich uochKaroline Schlegel hinzu, fraglos die geistreichste Frau, die Deutsch-land je besessen, aber daneben „Dame Lucifer" nnd mit derMonogamie doch auf allzu gespanntem Fuße lebend. Sie allegehören dem romantischen Kreise an, das Glaubensbekenntnis des-selben, soweit es sich auf die Frauen bezicht, hat Schleiermacher ,der Freund von Henriette Herz in seiner Idee zu eiuem Katechismnsder Vernunft für edle Frauen fo zusammengefaßt: „Die zehnGebote. 1. Du sollst keinen Geliebten haben neben ihm: aber dusollst Freundin sein können, ohne in das Kolorit der Liebe zuspielen und zu kokettieren oder anzubeten. 2. Du sollst dir keiuIdeal machen, weder eines Engels im Himmel noch eines Heldenaus einem Gedicht oder Roman, noch eines selbstgeträumten oderphantasierten; sondern dn sollst einen Mann lieben, wie er ist.Denn sie, die Natur, deine Herrin, ist eine strenge Gottheit, welchedie Schwärmerei der Mädchen heinisucht an den Franen bis insdritte und vierte Zeitalter ihrer Gefühle. 3. Du sollst von denHeiligtümern der Liebe auch nicht das kleinste mißbrauchen; denndie wird ihr zartes Gefühl verlieren, die ihre Gunst entweiht undsich hingiebt für Geschenke und Gaben, oder um nur in Ruhe undFrieden Mutter zu werdeil. 4. Merke auf den Sabbat deinesHerzens, daß du ihn feierst, nnd wenn sie dich halten, so machedich srei oder gehe zu gründe. 5. Ehre die Eigentümlichkeit unddie Willkür deiner Kinder, auf daß es ihnen wohl gehe und siekräftig leben auf Erden. 6. Du sollst nicht absichtlich lebendigmachen. 7. Du sollst keine Ehe schließen, die gebrochen werdenmüßte. 8. Dn sollst nicht geliebt sein wollen, wo dn nicht liebst.9. Du sollst nicht falsch Zeugnis ablegen für die Männer; dn sollstihre Barbarei nicht beschönigen mit Worten und Werken. 10. Laßdich gelüsten nach der Männer Bildung, Kunst, Wissen-schaft nnd Ehre. — Der Glaube. 1. Ich glaube an die unend-liche Menschheit, die da war, ehe sie die Hülle der Männlichkeitund der Weiblichkeit annahm. 2. Ich glaube, daß ich nicht lebe,
um zu gehorchen oder um mich zu zerstreuen, sondern um zu sein
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