Die Malerei.
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und diesem könnenden Künstler in glühender Farbenlust und Farben-frende zn wahrhast beseligendem Ausdruck. Anch Mo ihni der Todin die Ohren fidelt, lauscht er ihm nnr, weil er auch diese Stimmehören und kennen lernen will: er selbst bleibt davon unberührt, uudlebensvoll wie er ist auch alles, was er schafft, ist Lebe» uudatmet Leben. Indem er aber in unerschöpflicher Fülle die Naturbeseelt, vermenschlicht und mit menschenähnlichen Geschöpfen be-völkert, die mit ihr eins ihr das Beste entnehmen und ihr Bestesverkörpern, hat er uns Blicke in diese Natur thun, sie uns ver-steheu lassen, wie wir sie ohne ihn nie verstanden haben und ver-standen hätten, und so ist er auch darin der wahre Künstler, daßer der Menschheit Neues zu sagen weiß und ihr ein Verkündigergroßer Geheimnisse wird. Dabei scheut auch er gelegentlich Ver-zerrtes und Häßliches nicht, barock mutet uns manches an; aberdas Sinnenfrendige der Malkunst entspricht seiner eigenen Lust amLeben, es ist Renaissaneestimmung in ihm, und deshalb flüchtetdieser Schweizer doch immer wieder aus seiner Heimat nach demLand der Schönheit, nach Italien und holt hier, vor allem in dervornehmen florentinischen Landschaft, mit Borliebe seine Motive,anch sein Meer ist das Meer der Griechen und der Odyssee.Und weil er so ganz heimisch ist in diesen Landschaften, wird eSauch uns heimisch nnd wohl bei seinen Bildern, mit dem Wandererlehren wir heim in die herbstlich warme abendliche Dorfesruhe, mitseiueu Seejungfrauen spielen Nur in den blauen Wogen des Meeresund auch wo die Natur erust ist uud schweigt, ist es das be-seligende und erhebende Gefühl einer erhabenen Wehmut, dem dieseStille Ausdruck giebt, uicht Pessimistische Verzweiflung oder schwer-fällige Verstimmung. Dazu hat er eines, was unseren Künstlern,namentlich unseren Dichtern und mit ihnen uns allen vielfach soschmählich abhanden gekommen ist in diesen realistisch ernsten Zeiten,er hat Hnmor, der mit dem Ernsten scherzt, ohne doch aufzuhören,es erust und es tief zu nehmen.
Ein Künstler wie Böcklin läßt sich nicht nachahmen, er ist einIndividuum und ein „Einziger". Und das gilt auch von FranzLenbach, der sich, ähnlich wie Böcklin in die Natur uud ihre
Elementargeister, so seinerseits in den Geist der Menschen, die er
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