Die Malerei.
keit dieser naturalistischen Kunst. Der Reklame hat die Malereiim Plakat sich dieustbar gemacht, und das Plakat soll aufsallen-uud ausfallen will auch der Künstler, der eitle ganz besonders; undso kommt die Vorliebe für das Grelle und Schreiende, das in dieAugen Fallende nnd Aufsehen Erregende. An den Litfaßsäulen undauf den Umschlägen von Büchern und Zeitschriften sehen wir allüberalldie stilisierten Frauenzimmer in barocker Haartracht und Kleidungund die bnnten Farbenklecksc, welche weithin leuchten uud weitherdas Auge auf sich ziehen. Dieser Großstadtlärm dringt aber auchin die Malerateliers ein, stört die stille Arbeit und gewinnt Einflußauf die Kunst. Und wenn er sich dann mit jener Phantastik undMystik des Symbolismus verbindet und auf intime Stimmungs-effekte losarbeitet, so führt das alles zusammen zu recht seltsamem undabenteuerlichen Gebilden, die bald ausgeklügelt und ausgegrübelt unsRätsel zu rateu aufgeben bald uns fast Physisch nervös macheu, uuserst sinnlich aufregen, dann narkotisieren. Es ist dies der Rück-schlag gegen den Naturalismus in einem Augenblick, wo dieser nochlange nicht alle Früchte gezeitigt und seine Mission die Maler dasSehen und das Können zu lehren noch nicht zn Ende geführt hat;darum kommt er zu früh uud ist nm so mehr eine Gefahr fürdie Entwickelung unserer Kuust, als er der Dekadentenstimmunglln <le siöele aus halbem Wege entgegengeht und deshalb beiMalern nnd beim Publikum immer mehr Freunde findet. Unddas Schlimmste ist, daß sich auch hierfür die Jugend begeistert,für die doch der Naturalismus immer wieder die beste Schule ist.Auch das entspricht dem allgemeinen Bild der Zeit: ans die Epochedes greisen Wilhelm I. folgte sofort der jugendliche Wilhelm II. ,eine Generation ist ausgesallen — auch in der Kunst. Und dochgchöreu Böcklin und Leubach der alten, Lieberiuann nnd HanS Thoma dieser mittleren Generation an. Wenn aber den Reigen der Jugendein so großer Könuer wie Max Kliugcr eröffuet, der sich ebendarum anch große Ausgaben stellt und stellen darf und kühn undenergisch in die Gedankenwelt der Gegenwart und ihre Problemehineingreift, so wollen nur uns auch diese Jüugsten uicht scheltenlassen. Es sind doch immer wirkliche Künstler unter ihnen, die unsetwas zu sageu haben nnd es zu sageu wisseu und die zugleich