Die Poesie.

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Dichten blieb keine Zeit übrig, der That nicht dem Wort hatte sichunser Volk zugewendet.

Es war aber auch eine böse Zeit, die Gründerzeit zuerst unddann der Krach, der allgemeine Katzenjammer. Das Leben machteden Eindruck des Unsoliden, auf der einen Seite protzenhasteÜberladung und Parvenügeschmack, der sich mit dem rasch Her-gestellten begnügen mußte, weil er nicht wußte, ob er morgen nochzahlungsfähig sei; und auf der andern Seite ein über seine Ver-hältnisse Hinausleben nnd deshalb alles „billig uud schlecht". Juder Mode trat dieses Unsolide am auffallendsten zu Tage, mit vollemRecht wetterte Bischer damals über ihren Cynismus. Dieser Ge-schmacksrichtung entsprach denn auch die Litteratur, für welche diesiebziger Jahre wahre Hungerjahre einer besonderen Armnt undArmseligkeit gewesen sind. Daß Paul Lindau mit seinen kritischenRücksichtslosigkeiten, aber als Dichter ohne alles Können und ohnealle Potenz, namentlich auch ohne sittliche Potenz, damals mehrals einen Eintagserfolg erringen uud eine litterarische Führerrollespielen konnte, ist bezeichnend genug. Eduard Grisebach , ein Nach-fahre Heines , nur sinnlicher als dieser sein „großer Meister", traffür diese Lebenshaltung den richtigen Ton, wenn er seinen NeueuTanubäuser singen ließ:

Was will die Tugend kalt und düster?Wir sind ja Sünder, sünd'gen wir!Ich bin der VenuS HohervriesterUnd heute opfre ich bei dir;

oder das Gründermotto münzte:

Besitz, nur du bist Poesie!

Aber Grisebach ist auch der verdienstvolle Herausgeber von Schopen-hauers Werken, und so erzählte er in seineu Gedichten auch vomKatzenjammer eines solchen „Sünders" und gab der pessimistischenStimmung jener Tage Ausdruck. Endlich klang in seinein „Tann-häuser in Rom " dieses Lied der Liebe uud des Jammers seltsamgenug in kultnrkämpserische Töne aus, um so gewissermaßen allenTendenzen der Zeit gerecht zu werde». Wenu übrigens Karl Busse meint, daß diese Gedichte „damals gewaltige Erfolge" gehabt haben,so ist das nach meiner Erinnerung nicht richtig, und ein „süd-