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Die geistigen und socialen Strömungen des neunzehnten Jahrhunderts / von Theobald Ziegler
Entstehung
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Gerhart Hauptmann ,

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dazu gehört der Dialekt, überhaupt die Sprache des ganz gewöhnliche»Lebens. Im Vorwort zu seineuSocialaristokrateu", einem durchausnaturalistischen Stück, sagt Arno Holz , indem er die Ehre dieserNeuerung ausdrücklich für sich reklamiert und ihr gegenüber zwischenSchiller und Ibsen keinen Wesensunterschied gelteu lassen will:Eine Neuerung für die gesamte Litteratur von einer so principiellenBedeutung, wie sie seiner Zeit für die Malerei die Verdrängungdes künstlichen Atelierlichts durch das natürliche Freilicht besessen.Und ob mit oder wider Willen, aber es wird niemand sein, dersich auf die Dauer ihr wird entziehen können. Es ist nicht immindesten zu viel gesagt: durch sie in Erschütterung versetzt, wirdmit der Zeit kein Stein der alten Konvention ans dem andernbleiben. Was die alte Kunst mit ihren primitiveren Mitteln, an diewir nicht mehr glauben, die uus keiue Illusion mehr gebeu, schoneinmal gethan, diese neue Knnst mit ihren komplizierteren Mitteln,hinter denen wir mal wieder bis auf weiteres noch nicht so dieFäden sehen, wird es noch einmal leisten: den ganzen Menschenvon nenem geben! Und es bedarf nicht erst einer Prophezeiung,daß gegenüber dieser Unsumme von Arbeit, die dieser differenzierterenTechnik auf diese Weise harrt, uud aus deren allmählicher Be-wältigung durch sie ein Drama hervorgehen wird, das das Lebenin einer Unmittelbarkeit geben wird, in einer Treffsicherheit, vonder wir heute vielleicht noch nicht einmal eine entfernte Vorstellungbesitzen, noch geradezu eine ganze Reihe von Generationen vergehenivird, ehe ein ähnlich tiefer Einschnitt in der Geschichte des Theatersauch uur möglich seiu wird". Von dereinfach alles revolutiouie-reudeu Bedeutung dieser neuen Sprache" ist er so sehr überzeugt,daß er geradezu behauptet:ihrer endlichen Leistung, der Thatsache gegenüber, daß sie eines schönen Tages plötzlich wirklich da war,hat jede Einzelleistung seitdem, so außergewöhnlich tüchtig anchdie eine oder andere von ihnen gewesen sein mag, doch immer nursekuudär bleiben könuen. Denn es ist selbstverständlich: zwischender Schaffung eiues Kunstwerks in einem Stil, der bereits gegebenist, und der Schaffung eines solchen Stils selbst, besteht keinGrad-, sondern ein Artnnterschied".

Neben der oft absichtlich schlottrigen Dinlektsprache ist daher