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Nach 1871: „Nri äs sidc-Is".

Fülle. Nicht also deshalb, als ob diese Bewegung die wichtigsteund bedeutsamste wäre, bekam sie diese Stelle, sondern weil hierdie Tendenzen, Richtungen uud Stimmungen der Zeit noch einmalbesonders deutlich und klar zum Ausdruck kommen. In der Litteraturj eines Volkes spiegelt sich sein Genius, sein Zeitbewußtsein wieder,so ist es auch jetzt.

Aber die beiden decken sich heute nicht. Das Leben unsererZeit ist vielseitiger, es ist vor allem robuster, maunhafter undthatkräftiger als unsere Poesie. Man gehe hinab in die rheinischenFabrikbezirke nnd sehe und höre, wie hier die Schlote rauchen, dieRäder schwirren, die Essen glühen, die Hämmer sausen; wenneinst Freytag das deutsche Volk bei seiner Arbeit aufsuchen wollte,so wäre das für die Dichter von heute eiu recht schwieriges Unter-sangen. Nur selten gelingt einem „im Nachtzug" ein Vers wieHauptmann sein

Es poltert der Zug durch die Mondscheinnacht,Die Rader dröhnen und rasen

Die Lampe flackert und zittert und zuckt,Und der Wagen rasselt und rüttelt und ruckt.

Denn diese Arbeit ist ins Riesengroße gewachsen und mit Dampfund Elektricität flutet sie rastlos, atemlos dahin und läßt sichnirgends halten und fassen. Das ist Leben, uud ist ein gutesgesundes Stück unseres moderneu deutschen Lebens.

Damit hängt das Vorwiegen der materiellen Interessen zu-sammen, wie es sich überall, vor allem anch in unserer Politikan den Tag legt. Nach außen bestimmen Handelsfragen undkoloniale Unternehmungen ihren Gang. Im Innern aber erscheint„die Sammlung" der Parteien, zu der sie der vielgewandte Odyssensim preußischen Ministerium aufrief, als Unmöglichkeit uud Täusch-ung. Die Forderungen der Industrie, die auf Handelsverträge,Schiffe und Kanäle sich richten müssen, stehen den agrarischenWünschen, die Deutschland isolieren und auf dem Standpunkt desAgrarstaats festhalten möchten, diametral gegenüber. Dieser Kampfmuß ausgefochten werden, wenn er auch bei den Wahlen von 1898noch einmal vertagt worden ist. Dabei wird die fortschreitende Ent-