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Die geistigen und socialen Strömungen des neunzehnten Jahrhunderts / von Theobald Ziegler
Entstehung
Seite
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Schluß.

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und Unberechenbarkeiten dazwischen greift. Nicht einmal das istsicher zu sagen, welches die nächsten Aufgaben der Zukunft seinwerden, obgleich dieselben ja ans der Gegenwart herauswachsenmüssen. Zwischen Socialismus und Individualismus wird weiter-gcstritteu werden; doch ob einer den andern zurückdrängt oder obbeide sich incinanderschmiegen und ihre Berührungspunkte undgemeinsamen Ausgangspunkte entdecken und hervorkehren, wird manhöchstens so oder so wünschen, nicht vorausbestimmen können. Aberallerdings, au der Lösuug der socialen Frage mnß weiter gearbeitetwerden, und da sieht man heute schou deutlich, daß es sich uichtum einen revolutionären Hauptschlag und allgemeinenKladdera-datsch" handeln kann, sondern daß sie iu eiue Reihe socialerEinzelaufgaben sich auflöst und mir über die Reihenfolge und dasTempo ihrer Inangriffnahme Meinungsverschiedenheiten bleibenwerden. Am sichersten läßt sich der Sieg in der Frnuenfragevoraussagen: hier ist schweres Unrecht gut zu machen; die davonBetroffenen sind sich dessen bewußt und sind entschlossen, es sichnicht länger mehr anthun zu lassen, und von der anderen Seitemehren sich die, die das einsehen und ihnen Hilfe leisten; damitist der Sieg im Prinzip bereits entschieden, und wiederum kannnur noch über Tempo nnd Reihenfolge gestritten werden; wer sichder Sache selbst entgegenstemmt, dokumentiert damit nur seineentschiedene Rückständigkeit.

Ans allen diesen Gegensätzen, Kämpfen und Znknnstssorgenleuchtet aber doch überall nur jener von Pfleiderer so tapfer her-vorgehobene Zug derThatgeschicklichkeit" hervor. Und auch andem derNllgeschichtlichkeit" fehlt es nicht, d. h. an einer Jnter-nationalität nnf der einen Seite,welche unseren Tagen so er-siMlich und iür jedermann spik'bav den weiten weltumspannendenHorizont im Unterschied von einem bloß partikularen und orts-geschichtlichen Sonderleben giebt", und an dem Streben andererseitsdaßthunlichst alle Stände, Kreise nnd Stnfen ins geschichtlicheLeben und Bedeuten mit eintreten, statt lediglich als Passagiereoder gar als Ballgst mitgeführt zu werdcu, wie und wohin einekleine Minderheit das Schiff der Geschichte steuert"; das Selbst-bestimmungsrecht gehört als demokratischer Zug mit dazu. Und