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Die deutsche Litteratur neunzehnten Jahrhunderts / Richard Moritz Meyer
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Ältere Nmncmtik.

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jede Kombination, jede Vertauschung von Begriffen zu versuchen:ordnen sich die soust getrennten Begriffe zu symmetrischen Figuren,zu wirksamen Bildern, so deutet diese Fügung vielleicht auf einengeheimen Zusammenhang der Dinge, den die gewöhnliche Forschungverfehlt. Symbolisch ist daher alles Dichten des tiefsinnigenDenkers; so besonders auch sein phantastisch-historischer RomanHeinrich von Ofterdingen " (1799), der in einem Märchen vonwundersamer musikalischer Wirkung gipfelt.

Noch sechs solche Romane hatte Novalis geplant, sie sollten nachTiecks Berichtseine Ansichten der Physik, des bürgerlichen Lebens,der Handlung, der Geschichte, der Politik und der Liebe" darstellen, wiederOfterdingen " die der Poesie. Wir blicken hier tief in die selt-samen Verzweigungen der Litteraturgeschichte. Ein Menschenalterälter als die Romantiker hatte einer der originellsten Schriftstellerdeutscher Zunge, Wilhelm Heinse (17491803), ebenfalls ver-sucht, ein Bild von dem Wesen der Liebe, der Musik, sogar desSchachspiels in geistreichen Romanen niederzulegen: unmittelbar vordemOfterdingen " war das zweite dieser Werke erschienen,Hilde-gard von Hoheuthal" (1796), ein romanhaftes Lehrgedicht über dieKunst der Töne. Und wieder ein halbes Jahrhundert später erwächstin Frankreich ein Manu, der den Plan der beiden deutschen Ideologenmit ungeheuerer Energie durchführt: Zola verdichtet seine Vor-stellungen von Verwaltung, Handel, Krieg, Börse, Kunst in einerzusammenhängenden Reihe von Romanen! eine Natur, in der Stärkeihrer Sinnlichkeit, in dem Fleiß ihrerDokumente" Heinse verwandt,zugleich, wie Novalis , Symbolist und Rechner, nur freilich von demSchwung ihrer Gedanken, dem Glanz ihrer Rede, der Größe ihrerGesamtanschauung weit entfernt. In der Kunst melodischer Spracheläßt auch Heinse selbst sich mit Novalis nicht vergleichen; nureiner hat ihn hier erreicht: Hölderlin .

Jener weitere Kreis von Romantikern kommt Sommer 1798 inDresden zusammen, uud aus der engeren Gruppe ist damit die neueSchule, der Bund der romantischen Jugend, erwachsen.

Sie gehen alle von Goethe aus. SeinWilhelm Meister " (1795)vor allem ist für Fr. Schlegel und anfangs auch für Novalis dastypische Dichtwerk überhaupt, der Roman schlechtweg, uud um seinet-willen ist der Roman die höchste Gattung der Poesie, wofür vonLessing bis zu Goethe uud Schiller das Drama gegolten hatte.Goethe ist von A. W. Schlegel so früh in seinerEinzigkeit" ge-