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Die deutsche Litteratur neunzehnten Jahrhunderts / Richard Moritz Meyer
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20 1800-1810.

und Zeitschriften kein Goethe, kein Schiller, kein Herder, keineMänner wie Tieck und die beiden Schlegel. Aber wir finden eineimposante Zahl tüchtiger, ernsthafter Männer. Der schwachePunkt ist auch heut noch die Erzählung: die Romane und No-vellen vielerFamilienblätter" könnten Clauren und Lafontainegeschrieben haben. Aber die wissenschaftlichen und politischen Rund-blicke, die Kritiken, die Gedichte sogar sind überwiegend von der Art,daß derProfessor" und derArbeiter", die vornehme Dame unddie kleinbürgerliche Hausfrau sie alle mit Verständnis, sie alle mitInteresse und Genuß lesen können. Und hier haben wir wirklichein Stück Litteratur von der Art, wie man es vor hundert Jahrenvergeblich ersehnte. Wir verdanken es der Arbeit zahlloser tapfererMänner, namenloser Kämpfer aus den? Geschlecht der vielgescholtenenJournalisten und berühmter Autoren wie Arndt, Görres, Heine,Gutzkow, Gustav Freytag, Kürnberger, Treitschke , Gildemeister, umnur ein paar um die Hebung der Zeitschriften verdiente Namen auseiner langen Reihe zu nennen; wir verdanken es auch jenenZeitungen, die zuerst von der ganz unlitterarischenkuriosen Relation"den Übergang zu der Zeitung von einheitlich litterarischem Charakterversuchten. Vor allem ist hier dieAllgemeine Zeitung " zunennen, des alten Cotta Lieblingskind, in dem Goethes undSchillers Verleger zum erstenmal litterarischen Ehrgeiz zur selbst-verständlichen Voraussetzung der Beteiligung machte ein nungerade vor hundert Jahren geschaffenes Blatt, dessen freilich nichtimmer ungetrübte Objektivität Talenten der verschiedensten Richtungdie Beteiligung an der Bildung des Volkes, an dem großen Kampfder Meinungen und Principien ermöglichte.

Ganz unrecht hatte also Schlegel doch nicht, wenn er dieersten Fäden zu einer neuen Litteratur damals eben knüpfen sah.Breiter ist die Grundlage der Litteratur geworden, allgemeiner dieTeilnahme des Publikums; aber die künstlerische Höhe jener Zeithaben wir nicht wieder erreicht. Wird uns aber je wieder einewirklich große Dichtkunst zu teil, so werden die Geister alle daranAnteil haben, die um 1800 über der deutschen Litteratur leuchteten:Goethe, Schiller und Lessing, und die Romantik, und auch Jean Paul .

Aber auch die ältere Romantik hatte nicht nur gefördert. Zuaristokratisch hielt sie sich von den großen Interessen des Tageszurück; zu ausschließlich betonte sie das innere Erlebnis.

Da war es nötig, daß Männer kamen, die wieder in Per-