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1800—1810.
Sanftmut und Weichheit gemacht. Er aber wußte wohl: „Ichbin zum Stoiker ewig verdorben. Ewig Ebb' und Flut!" Daßder Student einmal einem „Mägdlein-Praeceptor", der ihn nichtgrüßt, den Hut vom Kopf schlägt, hat nicht gerade viel zu sagen;viel aber, daß er selbst einmal all seine Melancholie auf getäuschtenEhrgeiz zurückführen möchte. Und nicht immer beschränkte sich seinTräumen auf litterarische Wirksamkeit. In der Zeit der franzö-sischen Revolution nahm er für diese leidenschaftlich Anteil („wirkriegen schlimme Zeit, wenn die Österreicher gewinnen; der Miß-brauch fürstlicher Gewalt wird schrecklich werden"). Auch in seinemRoman bekämpft er nicht, wie die älteren Nomantiker, die Kon-vention, die Tradition, die Geselligkeit, alle Arten geistiger Fesseln —sondern wie die jüngeren die beengende Allmacht des Staates. Erpreist den Athener glücklich: „er kann die Willkür nicht ertragen,weil seine göttliche Natur nicht will gestört sein, er kann Gesetz-lichkeit nicht überall ertragen, weil er ihrer nicht überall bedarf."Das hätte Wilhelm von Humboldt freudig unterschrieben; weiter aberals der Staatsmann blickt der Dichter, wenn er — im Jahre 1800! —die „wnndergroße That" des Theseus , die freiwillige Beschränkungseiner eigenen königlichen Gewalt, preist! Wahrlich, Hölderlin warnicht nur ein Träumer! „Eine tiefe Verbitterung gegen die Ver-sunkenheit des Vaterlandes" hat Scherer als die Grundstimmnngbezeichnet, die durch Hölderlins ganzes Dichten und Leben ging.Der weiche Elegiker läßt seinen „Hyperion " mit der bittersten Satireenden — statt eines Volkes von Übermenschen findet Hyperion inDeutschland nur eine tief erniedrigte Nation. Nur wünschen undklagen konnte Hölderlin in der wundervollen Prosa jenes Brief-romans „Hyperion " (1797—1798), in den melodischen Rhythmenseiner meist in antiken Maßen gebauten Gedichte (gesammelt erst1826 erschienen); auch für ihn galt Heinrich von Kleists herz-zerreißender Ausruf:
Wehe, mein Vaterland, dir! die Leier zum Ruhm dir zu schlagen,Ist, getreu dir im Schoß, mir, deinem Dichter, verwehrt!
Dieser neue Geist der Aktivität scheidet schon die Männer, dievon der älteren zur neueren Romantik überleiten, von den Tiecknnd Schlegel. Zacharias Werner (1768—1823) ward nachwüstem Leben ein asketischer Prediger und erhitzte die Lebemännerdes Wiener Kongresses mit seinen bedenklichen Predigten; AdamMüller (1779—1829), Heinrich v. Kleists Freund, der Staats-