48 1810—1820,
von Uhland und Kerner unterscheidet. Diese beiden fassen knrzund knapp das Wesentliche zusammen; selbst Kerner nimmt sich in„Kaiser Rudolfs Ritt zum Grabe" oder dem „Reichsten Fürst" zu-sammen. So erwächst dann, was allein der Ballade ein Rechtgiebt, zu existieren: der einheitliche Ausdruck eines bestimmten histo-rischen „Zustandes", wie Goethe sagen würde. Die Thaten Eber-hards im Barte oder Richards Ohnefurcht haben ihre eigene Atmo-sphäre; die muß der Dichter mit ihrem Lokalkolorit wiedergeben,hier schwäbisch-behaglich bis in den blutigen Kampf hinein, hiervoll kalten Humors. Diese Eigenfärbung besitzen die Balladen derkleineren nie; und deshalb sind es immer nur versificierte Anek-doten. Es können einmal ganz gut vorgetragene Anekdoten sein,wie der „Ritt über den Bodensee ", oder, leider viel öfter, tötlichlangweilige wie der „Vogt von Hornberg"; rechte Balladen, wieGoethe, Bürger und Uhland sie gedichtet haben, werden es nie. —Der typische Dichter der schwäbischen Schule ist Karl Mayer (1786—1870), in kleinen Natnrbildern ein wirklicher Meister, auchals Darsteller Uhlands den eifrigen Biographen Schwab über-treffend; und doch von Heines Spott in seinem „Schwabenspiegel "nicht ganz mit Unrecht getroffen: feine Poesie verliert sich wirklichleicht ins Kleinliche und „besingt Maikäfer". Auch Gustav Pfizer (1807—1890), dem Heine freilich allzu übel mitgespielt hat, istunselbständig, mag er nun wie Kerner seine Gedichte mit „Toten-kleid" und „Sarg" endigen oder sich an Schiller anlehnen („Ver-schiedene Bahnen"). Zu solcher Abhängigkeit von den nächstenVorbildern bringt Graf Alexander von Württemberg (1801—1844) noch eine metrische Unkunst, die Kerners Lässigkeit zumPrinzip erhebt; im übrigen bildet er mit seiner Melancholie, dienichts von Kerners durch christliche Hoffnung gefestigter Ruhe hat,den Übergang von der schwäbischen Schule zu Lenau .
Gewisse Formeln und Symbole sind dieser Gruppe wie Hand-werkszeichen gemein; zwar nicht die berüchtigten „Gelbveigelein",die höchstens bei Mayer begegnen, wohl aber Ring und Trinkglas.Sie spielen damit nicht bloß in Versen. Als Alexander v. Württem-berg einmal einen Ring im Bade verlor, meinte er ernstlich, dieNixe habe ihn geholt, nun müsse er sterben. Und richtig, setzt seinBiograph hinzn — zwanzig Jahre später ist er in Wildbad gestorben!
Hoch erhebt sich über diese kleinen Talente, die im Grundeimmer Dilettanten blieben, der „Klassiker der Romantik": Uhland .