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1810—1820.
Nie erschvpf' ich diese Wege,Nie ergründ' ich dieses Thal,Und die aitbetrctnen StegeRühren neu mich jedesmal.
Neue Wege hat er deshalb nicht eröffnet. Er blieb ein hohesVorbild reifer Kunst, einer jener Fürsten im Reich der Dichtung,die ihr Herrschaftsgebiet nicht vergrößern, es aber im Segen ver-walten und ausschmücken.
Und doch ist er unter den Sängern der Freiheitskriege nachKleist der dichterisch bedeutendste. Arndt war ein dichtender Pro-saiker, Rückert nur zu oft — ein dichtender Philolog. Max v.Schenkendorf (1783—1817) rührt durch den Zauber seiner herz-lichen Frömmigkeit, seiner Sehnsucht nach dem alten Reich, das ersich ganz romantisch ausmalt. Aber seine Reime sind oft trivial,seine Verse haben zumeist einen blechernen Klang; sein poetischerAtem ist nicht stark, und er muß ihm, wie Arndt, durch systema-tische Einteilung zu Hilfe kommen und etwa ziemlich trocken diedeutschen Städte katalogisieren. — In noch höherem Grade hat beiTheodor Körner (1791—1813) die Persönlichkeit und das Lebenersetzt, was seine Muse ihm nicht gegeben hatte. Mit Recht ehrtdas Volk ihn als seinen Liebling; die Litteraturgeschichte darf sich vondem Glänze seines Heldentodes nicht blenden lassen. Man thutKörner kein Unrecht, wenn man ihn als das Ideal des dichterischenDilettanten bezeichnet. Der Sohn von Schillers bestem Freund undBerater, dem klugen Kritiker und tüchtigen Staatsmann ChristianGottfried Körner (17S6—1831), wuchs in einer Atmosphäre auf, diesein liebenswürdiges Talent reizen mußte, sich in NachahmungenSchillerscher Töne zu versuchen. Seine Jugeudgedichte, die „Knospen"(1810), entbehren jeder Individualität, seine Lnstspiele sind hübscheLiebhaberarbeit, und der „Zriny" (1812) ist nicht umsonst einLiebling der Dilettanteubühnen, deren Mitspieler die eigene Unreifeneben der eigenen Hingabe in diesem Echo Schillerscher Klängefinden. Der „Zriny" fand einen Beifall, der für Körners noch sehrder Vertiefung bedürftige Poesie nur gefährlich werdeu konnte; derjunge Dichter tritt zu dem Wiener Burgtheater in ein offiziellesVerhältnis, verlobt sich mit einer reizenden Schauspielerin (sie istdann nach seinem Tode die Gattin eines auch wissenschaftlich ver-dienten Beamten und die Mutter des ausgezeichnete»! österreichischenHistorikers Alsred v. Arneth, s1819—1898^, geworden) und scheint