seine Entwickelung für abgeschlossen zu halten. „Da kommt dasSchicksal — roh und kalt faßt es des Freundes zärtliche Gestaltund wirft ihn unter den Hufschlag seiner Pserde." Und dochwar es sein höheres Glück. Der Aufruf des Königs traf denjungen Hoftheaterdichter; wie sehr auch Goethe grollen mochte (wieBrentano , als Arnim in den Krieg wollte) — ihm war es selbst-verständlich, in Lützows Freikorps zu treten. Und nun, in den weni-gen Monaten, die ihm noch gegönnt waren, verfaßt er die Gedichte,die sein Vater mit dem Titel „Leier und Schwert" (1814) heraus-gab. Vor dem Feinde sind sie entstanden; der „Abschied vom Leben"ward verfaßt, als er schwer verwundet in einem Holze lag; das„Schwertlied" hat er wenige Stunden vor dem Tode ins Taschen-buch geschrieben/ Das giebt ihnen das Packende der gehobenenStimmung. Goethe meinte, Kriegslieder schreiben und im Zimmersitzen, das sei nichts; „aus dem Biwack heraus, wo man nachtsdie Pferde der feindlichen Vorposten wiehern hört" — so solleman sie dichten. Aber in Wirklichkeit schließt der Kriegslärm diePoesie sonst fast immer aus. Und dieser frische, kampffröhlicheTon, den der tapfere Reiter anstimmt, dieser Ernst des patriotischenKampfes, sie werden nun noch durch den schönsten Heldentod be-siegelt. Am 26. Aug. 1813 fällt Th. Körner bei Gadebusch inMecklenburg. Man hat die Freikorps „die Poesie des Heeres"genannt; Körner wiederum ist die Seele dieser Poesie. Das blasseschmale Gesicht mit dem lockigen Haar und dem kurzen Schnurr-bart erhält nun die Weihe des frühen Todes; der Dichter, der seinWort mit seinem Leben eingelöst hat, wird der Nation zum Ver-treter ihrer begeisterten Heldenjugend überhaupt. Diese Gefühleklingen mit, wenn wir „Lützows wilde verwegene Jagd" singen,wenn uns seine Gedichte unmittelbarer als die eines andern injene großen Tage hineinversetzen. Der Schüler Schillers der fürsVaterland fang und siel, ist er der Genius der Befreiungskriegegeworden. Sein Leben ward zum Gedicht, seine Gestalt vom poe-tischen Zauber umwoben; und in ehr hat diese Gestalt für die Er-hebung des Vaterlandes nach Elba gethan, als alle Gedichte, mögensie noch so vollendet und originell gewesen sein. Und so hatte eres sich gewünscht, der Glückliche:
Soll ich in der Prosa sterben?
Poesie, du Flcimmcnquell,
Brich nur los mit leuchtendem Verderbe»,
Aber schnell!