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1810—1820,
keit — aber die Sicherheit der Formgebung, die der ärmere Nhlandbesaß, fehlte dem Virtuosen bereits. Nach ihm hat in der nächsten Zeitnur noch ein Lyriker jenes feine Gefühl gehabt, das der Liedformniemals versificierte Prosa unterschiebt: Wilhelm Müller . Aberviel größere Dichter als er, Lennu, Annette von Droste , besaßendiese Sicherheit nicht mehr. Und neben ihnen gehen dann die„mühsamen Lyriker" her, die Dichter, die sich angestrengt aus derProsa in die Gedichtform herübersteuern, statt daß ihnen aufeinmal das Gedicht als Einheit aufginge: Grillparzer , Jmmermann,späterhin Friedrich Hebbel uud Gottsried Keller. Erst mit Morike geht nach einem Jahrzehnt voll bedeutender Dichterpersönlichkeitenwieder ein Lyriker auf, der das Geheimnis der Notwendigkeit be-sitzt, wie Hölderlin und Novalis und Uhland und Eichendorsf eszu eigen hatten.
Wir nannten den großen Namen Grillparzers. Er führtuns in jeder Hinsicht auf neuen Boden. Schon äußerlich: Österreich ,das bisher zu dem vielstimmigen Chor des deutschen Dichterwaldesnur die schwache Stimme des patriotischen Dichters Josef v. Collin(1771—1811) gesandt hatte, Österreich tritt nun auf einmal mitdrei Namen auf den Plan: Zedlitz, Raimnnd, Grillparzer .
Josef Christian Freiherr v. Zedlitz (1790—1862), eincharakteristischer Vertreter des Einströmens der Spätromantik nach,Österreich , hat weder mit seinen Künstlerdramen noch mit seinen „Alt-nordischen Bildern" (1850) allzu viel zu bedeuteu. Seiu romantischesTrauerspiel „Turturell", in dem der Eklektiker den Harfner aus„Wilhelm Meister" und die Technik der Schicksalsfabel gleichzeitig ver-wendet, ward von Platen im „Romantischen Ödipus" mit Recht ver-spottet; sein „Soldatenbüchlein" (1849) ist ein kümmerliches Produktehrlicher Loyalität. Aber eine wirkliche Bedeutung hat er sichdurch seine „Totenkränze" (1827) erworben. Den Grübler führtder Genius des Grabes zu den Sarkophagen gefeierter Heroen:Napoleon, den Zedlitz auch in der effektvollen „Nächtlichen Heer-schau" verherrlicht hat, und Joses II., Tasso uud Byron werdenin Canzonen voller Kraft und Stimmung geschildert: eine Fürsten-gruft in großem Stile, die dem Leser jene beklemmende Andachtmitteilt, mit der Napoleons Grab im Jnvalidendom nns erfüllt.Jedesmal preist der Dichter den Ruhm des Dahingeschiedenen,jedesmal tönt das Echo zurück: „Doch war er glücklich?" Diepessimistische Erkenntnis, daß das Ideal das Leben verzehre, wie