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es kommt also erst nachmittags die Sonne hinein. Dieses Zimmerumschließt seine ganze Existenz, das Bett, ein Sofa geringer Sorte,ein Klavier, Schreib- und Waschtisch." Das ist gewiß nicht glänzend;und statt der mittelmäßigen Cigarre, die er nach Laubes Urteilrauchte — die Patriarchen in Berlin nnd Neuseß rauchen auslangen Pfeifen, der Junggesell in Wien nimmt schon dafür dieCigarre —, hätte man ihm eine bessere gönnen mögen. EinenGrund, die ungerechte Welt anzuklagen, sehe ich doch auch hier nicht.Die Welt gab ihm, was er am heißeste» verlangte: „Mäßigung demheißen Blute". Ohne diese Beamtenthätigkeit, ohne diese Enge derExistenz wäre Grillparzer vielleicht, wahrscheinlich wie Brentano seiner Genialität zum Opfer gefallen. Der Philister in ihm hat denKünstler gerettet.
Kaum ist uoch etwas von seinem Leben zu erzählen. Dieitalienische Reise hatte die üble Nachwirkung, daß jenes Gedichtauf das „Oamxo vaooinv" seinem ferneren Fortkommen zum Hin-dernisse ward. Eine Orientreise durch Ungarn nach Stambnl(1843) hat, soviel wir sehen, in seinem Leben oder Dichten keineSpuren hinerlassen, ein Reisetagebuch voll anschaulicher Schil-derung ausgenommen. Viel wichtiger waren die Schicksale seinerDramen für ihn. Nach der „Ahnfrau" (1817) berühmt, nach der„Sappho " (1818) gefeiert, schritt er zu den großen realistischenMärchendramen „Das goldene Vließ " (1821) und „Der Traum eiuLeben" (1834) fort. Sein erstes historisches Drama, „König OttokarsGlück und Ende " (182S) erregte stürmische, aber nicht anhaltendeTeilnahme; der Regierung war das feurig Habsburgische Stück, einwürdiges Gegenbild zum „Prinzen von Homburg", bedenklich, weildie Deutschen zu stark über die Tschechen siegten, und sie ließ esvom Repertoire verschwinden. „Ein treuer Diener seines Herrn"(1828) erregte großen Beisall — und wieder Bedenken beim Kaiser.Kaiser Franz fürchtet, die allzu heftige Loyalität könne Oppositionerregen; vor allem: er findet Empörung sogar auf der Bühne stetsbedenklich. Man will es dem Dichter abkaufen und dann ver-graben; man will es verbieten; schließlich läßt man es wieder leiseverschwinden. Grillparzer war kurz vorher (1826) in Weimar gewesen; Goethe nahm ihn so freundlich auf, daß Grillparzer inThräuen ausbrach. Er war durch die Gunst der Dichter undKritiker nicht verwöhnt! Mit Recht hebt Laube hervor, daß inTiecks vielen Theaterkritiken Grillparzer nicht mit einer Zeile erwähnt