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Die deutsche Litteratur neunzehnten Jahrhunderts / Richard Moritz Meyer
Entstehung
Seite
68
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18101820.

Wird, hebt er Urteile des romantischen Ästhetikers Solger sowohlals des realistischen Musikers Zelter hervor, die sich von jedemVerständnis unseres Dichters unberührt zeigen. Noch war ihm seinWien geblieben und das Burgtheaterpublikum, das er in dem satiri-schen Gedichtdie Bretterwelt" erst mit so blutigem Hohn und schließ-lich doch versöhnlich schildert.Des Meeres und der Liebe Wellen"(1831) erregte im Pnblikum mancherlei Kritik, die den Dichternur um so mehr verstimmte, weil er sie zum Teil berechtigt fand.Das MärchendramaDer Traum ein Leben" (1834) wurde volks-tümlich. Da giebt er ein Lustspiel auf die Bühne:Weh, dem derlügt" (1838) und auch diese Richter verlassen ihn. UnterHohngelächter fällt es durch. Tiefgckränkt zieht der Dichter sichzurück; nur ein Fragment derLibussa" läßt er noch einmal aufdie Bühne, nicht ohne geheime Freude über dies Anstacheln derBegier nach mehr. Doch hat wohl der erfahrene Psycholog Lanberecht, wenn er meint, neben dem Groll habe mangelhaftes Selbst-vertrauen gearbeitet. Grillparzer fürchtete eine neue Niederlage.1849 kommt jener große Dramaturg nach Wien . Er zieht denfast vergessenen Dichter wieder auf die Bretter, freilich nur mitden älteren Stücken. Allmählich beginnt man auchdraußen imReich" wieder von ihm Kenntnis zu nehmen. Literarhistoriker wieGoedeke und Scherer bemühen sich, ihn der Lesewelt näher zubringen. Dichter wie Paul Hehse huldigen ihm mit begeistertenWorten. Ehren werden ihm zu teil, sein achtzigster Geburtstagwird ein Nationalfesttag. Er überlebt ihu nicht viel länger alsVoltaire den seinen und stirbt am 21. Jauuar 1872 in Wieu.Die Sammlung seiner Werke, im gleichen Jahre erschienen, bringtendlich den ganzen Schatz seiner dramatischen Meisterwerke, fördertdie Jüdin von Toledo ",Libusfa", denBruderzwist im HauseHabsburg", das FragmeutEsther" ans Licht. Seitdem beginntein neues Wirken Grillparzers . Langsam, aber stetig erobert erdie litterarische Welt.

Über seine Bedeutung ist heut kein Streit mehr und wirdschwerlich je wieder Streit entstehen. Nur über die Rangordnungseiner Werke wird man noch streiten. Jetzt liebt man WohlDes Meeres und der Liebe Wellen" am meisten; ich glaube,man wird einmalLibussa" als die wunderbarste seiner Thatenanstaunen.

Unter den vielfältigen Gestaltungen heben sich bei näherer