GrillparzcrS dramatische Thätigkeit. gg
Betrachtung drei Typen des Grillparzerschen Dramas deutlich ab.Wir bezeichnen sie als das Märchendrama, das historische und dasklassicistische Drama.
Das Märchendrama ruht auf der einheimischen Tradition, derauch die Wuuderblüte der Dichtung Raimunds entsprossen ist. „DieJugcndeindrücke", sagt der Dichter selbst, „wird man nicht los.Meinen Arbeiten merkt man an, daß ich in der Kindheit mich anden Geister- und Feenmärchen des Leopoldstädter Theaters ergötzthabe." — Das historische Drama kann auch bei Grillparzer den mäch-tigen Einfluß Schillers nicht verleugnen, obwohl ihm im ganzendieser Hauptvertreter der „deutschen Bildungsdichtung" erheblichferner stand als die andern Klassiker des Dramas. Gelegentlichgerät sogar Grillparzer in eine Nachahmung Schillers hinein:der zweite Akt des „Bruderzwistes" und Kiesels Auftreten insbeson-dere erinnern bis auf Einzelheiten an „Wallensteins Lager". Über-haupt ist im historischen Drama Grillparzers Technik stärker alssonst von Reminiscenzen beeinflußt: der Eingang- des „Ottokar"mit den sich steigernden Begrüßungen ist dem des „Macbeth" wohlnicht bloß zufällig ähnlich. — Der dritte Typus hat Goethe zumSchutzpatron, vor allem die beiden Dramen seiner Blütezeit: den„Tasso", in dem Grillparzer seine ganze Auffassung von des DichtersStellung zur Welt ausgesprochen fand, und die „Jphigenie", diebesonders in der „Herv" (wie „Des Meeres und der Liebe Wellen"eigentlich und besser heißen sollte) bis auf Eigenheiten des Wort-schatzes und der Metrik herab nachklingt. Dabei gehören jedochdie wenigsten Dramen Grillparzers rein dem einen Typus anund besonders fehlen Züge aus dem Märchendrama und demklassicistischen Drama kaum einem der historischen Dramen ganz.„Libnssa" vollends vereint Eigenheiten aller drei Typen und ist auchinsofern der Gipfelpunkt seiner Kunst zu nennen.
Dns Märchendrama hat zur Voraussetzung, daß irgend welchenicht gemeingültigen Gesetze in ihm Krast haben; und somit gehörtdie „Ahnfrau" schon als Schicksalstragödie in diesen Kreis. Diesemit großer dramatischer Wucht hingeschriebene Tragödie arbeitetnoch mit ganz schematischen Charakteren und hergebrachten Be-griffen: der Räuber, der sich nach der Unschuld sehnt, der einge-fleischte Bösewicht Boleslav, der melancholische Greis; melodrama-tische Effekte von starker Wirkung, herkömmliche Schreckensrufe wie:„Truggeburt der Hölle!", geschmacklose Bilder: