„Das goldene Vließ/'
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heimatlos und schiffbrüchig, seiner Ideale beraubt, verstoßen von derSchwelle des Landmannes, wie die wahnwitzige Bertha nach demgestürzten König Ottokar Steine wirst. Und Medea , die hohePriesterin, die Strengste aus jener Reihe, der noch Hero angehörtund Libussa, die aus der Kraft ihres Wollens Zaubermacht schöpft— was ist sie im dritten Stück der Trilogie? Eine gebrocheneDulderin, die ihre goldenen Hoffnungen vergraben hat und fastvergessen, die in schwerer Entsagung ruft: „Laß uns die Götterbitten um ein einfach Herz!" Sie gönnen es ihr nicht. Sie wan-deln nicht um, wen sie schusen.
Ihr führt ins Leben uns hinein,Ihr laßt den Armen schuldig werden —Dann überlaßt ihr ihn der Pein,Denn alle Schuld rächt sich auf Erden!
- Sie hat sich Jason geträumt, wie Gülnare den Rustan: alsden Held der Helden, „wie ihn alte Sagen melden". Sie hatihn errungen, er ist ihr Gatte — und sie ist ärmer als je. Daßer sie nicht liebt, daß er sie verstoßen möchte — das ist nicht dasFurchtbarste; das Schrecklichste ist, daß jetzt ihr Held „in nackterWirklichkeit" vor ihr steht, wie sie ihn in wildem Ausbruch derentsetzten Kreusa malt: „Du kennst ihn nicht, ich aber kenn ihnganz!"
Neben diesen beiden wunderbaren Gestalten sind die anderenetwas zu kurz gekommen. ' Die heroische Ehe Jasons und Medeas spielt all den modernen Ehedramen vor, in denen das Verfliegenidealisierender Jugendhoffnung tragisch wirkt. Jason erblickte Medeazuerst unter den Kolchern, deren dumpfe, fast bellende Sprache inzerhackten Versen Grillparzer , sonst durchaus kein Meister der Vers-sprache, unübertrefflich charakterisiert. Sie wirken nur als Atmo-sphäre: der habgierige, tückische, feige Nietes, mit dem Zawisch im„König Ottokar" verwandt, aber all und abstoßend wie dieser jungund verlockend; Gora, die düstere Alte, wie wir sie etwa auf AllorisBild neben der schönen Judith sehen; der unbedeutende Absyrtus.Wie lieblich und strahlend schien da Medea ! Und wie überglänztJason seine Genossen, den nächsten vor allen, Milon, den gutmütigenKraftmenschen, der wie Naukleros in der „Hero" nur die Rolledes „Vertrauten" der französischen Tragödie zu spielen hat. Dagewannen sie sich. Und nun? Sie steht vor ihm, düster, fremd,rauh, das Lautenspiel zerbricht in ihrer Hand; er wird vor ihren