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Die deutsche Litteratur neunzehnten Jahrhunderts / Richard Moritz Meyer
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.Libussa".

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und Nietzsche , der Lehrer der ewigen Wiederkunst, verheißen haben.Dann stirbt sie an der Wirklichkeit. Daß die hohen Ideale nichtins Leben zu übersetzen sind ohne Einbuße, das will auch sie nicht er-tragen. Den Nutzeu fordert das Volk und sein Bester: Primis-laus; da weicht die Priesterin mit ihren Schwestern.

Libussa" enthält nicht bloß Grillparzers Geschichtsphilosophie,die in jener Lehre von der Befleckung der hohen Ideen durch diePraxis der Goethes gleicht, sondern über alle großen Fragen hatsich der Dichter in diesem seinemFaust " ausgesprochen. ÜberRecht und Notwendigkeit, Klugheit und Weisheit, über Staat undReligion spricht die Prophetin hohe Worte; wundervoll charakterisiertsie die einzelnen Völker und weist dabei klagend den Slaven deneinstigen Sieg über die Germanen zu: immer kleiner werden dieherrschenden Völker. Sogar die Frage des Konstitntionalismnswird gestreift, die freilich nahe gcnng lag: hatte doch die eigen-tümliche staatsrechtliche Stellung der Königin Viktoria zu demPrinzgemahl" auf das zwar 1819 und 1822 schon angegriffene,aber erst viel später vollendete Drama eingewirkt.

Indessen es wäre schlimm, wenn wir einem Dichterwerkund gar einem Drama nichts Besseres nachsagen könnten, als daßes weise Aussprüche enthält. Das ist das Hohe, daß sie, wie inGoethesTasso", herauswachsen aus deu Charakteren und Situa-tionen. Dieser tiefsinnigen Prophetin, diesem ernsten Volkserzieherist es natürlich, die Einzelfrage snlz spseis asterni zu nehmenund die Gründung der Stadt Prag zu einer Fernsicht auf eineueue Geschichtsepoche zn benutzcu.

Eiu wunderbarer Duft umgiebt die ersten Scenen, die denhohen Schwestern gehören; und auch die Auftritte, wo die dreimächtigen Herren (deren schematische Aufteilung aus Reichtum,Klugheit und Kraft man allerdings mit Recht gerügt hat) denPrimislaus vou der Pflugschar holen urälteste Idylle, wie sievon Gideon und Ciucinnatus erzählt wird sind erfüllt von Waldcs-stimmnng und dem Duft frischgebrochenen Ackerlandes. Den ,criäe lg, tsrrs", der Millet zum Malen rief, hört man hier aus denVersen des Dichters. Dauu die beiden selbst, Primislaus undLibussa, das gleiche Paar fast wie Jason und Medea, aber nunzu heroischer Schönheit gehoben. Auch hier wird die PriesterinWohl ungeduldig über die Klugheit des praktischen Mannes; aberzwischen ihnen steht versöhnend die Liebe. Ihr Aufblühen, Libussas