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1810—1820,
trotzig-mädchenhafter Kampf gegen seinen Stolz, sein sanftes Nach-geben — das kann sich wohl neben die wundervollen Scenen der„Hero" stellen.
Dies Stück mit seinem mythischen Hintergrund uud demhistorischen Gegenstand der Gründung Prags leitet zu der Gruppehistorischer Dramen über. Manche hatte Grillparzers Geist ge-plant, eine „Blanca von Kastilieu", noch ganz von Schiller beherrscht,einen patriotischen „Spartacns", in dessen Erhebung gegen dieUnterdrücker Sauer einen helleren Anteil Österreichs an der Poesieder Freiheitskriege sieht als in Collins Gedichten: einen „Haunibal",„Marius und Sulla ", Aufgaben, die beide später in Grabbes un-gefüge Hände gerieten. Ans Licht des Tages trat zuerst „KönigOttokars Glück und Ende ", sehr früh geplant, aber nach noch-maligem Aufgeben (1817) erst 1821 vollendet. Grillparzer hat hiernoch nicht den Mut, das historische Drama einfach aus deu große»historischen Voraussetzungen hervorgehen zu lassen. Allzu Schillerischmischt er eine Liebesintrigue ein, die zwar an sich prächtig durch-geführt ist. Aber es verdirbt doch deu großen Gegensatz zwischenOttokar, dem begehrlichen Stürmer, nnd Rudolf, dem bescheidenenJdealsürsten, wenn der Böhmenkönig im Grund nur wegen einigerPrivatsünden zu Grunde geht; auch tritt hier die philiströse Auf-fassung der unmittelbaren Vergeltung, die Grillparzer öfters zeigt,allzu grell ans Licht. Auch Seyfried Merenberg, ein von Ottokarwie Max Piccolomini von Wallcnstein enttäuschter edler Jüngling,und sein uuinteressanter Vater nehmen zn viel Raum ein: Grill-parzer hastete noch zu sehr an der Urkunde, au den „dankbarenStellen" der alten Chroniken.
Die gleiche Tendenz der Milderung, der Glättung eines Charak-ters, die sich in der Auffassung Ottokars zeigt, geht bei dem „TreuenDiener seines Herrn" (1828) bis ins Extrem. Grillparzer sucht nach einem dramatischen.Stoff; da fällt ihm die Geschichtevon Bancbnn in die Hände. Ein Statthalter Ungarns , von den:Bruder der Königin, der seine Frau verführt, aufs äußerste ge-trieben, empört sich gegen die Königin und tötet sie samt demMissethäter. Ein ungarischer Dichter, Katona, hatte bereits denStoff behandelt; Grillparzer wußte weder von ihm noch von einerTragödie des Hans Sachs . Ihn reizt wieder der Konflikt vonLeidenschaft und Selbstbeherrschung. Er fragt sich: wie müßte derMann aussehen, der selbst in solcher Lage noch Herr seiner selbst