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Die deutsche Litteratur neunzehnten Jahrhunderts / Richard Moritz Meyer
Entstehung
Seite
89
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Rommitische Schule.

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Waldhornisten (1821), Wanderlieder (1823), Tafellieder für Lieder-tafeln (1823). In ihnen wurzelt feine Bedeutung, wenn auch beiseinen Lebzeiten die politische Tendenzdichtung seinerLieder derGriechen" (1821) seinen Ruhm begründete. Kaum von noch einemDichter werden so viel Gedichte wie von ihm gesungen:Wennwir durch die Straßen ziehen",Es lebe was auf Erden stolziertin grüner Pracht",Im Krug zum grüuen Kranze"; und danndie Lieder derSchönen Müllerin", schon 1824 von Franz Schubert komponiert. Schubert (17971828) gehört zu Wilhelm Müller wieSchumann zu Heine: die Leichtigkeit der Produktion, die Lust undKunst, sich in fremdes Fühlen zu versenken, die anspruchslos-heitereLiebenswürdigkeit des Wiener Liedermeisters sind auch dem Sängerder Müllerlieder eigen.

Zum erstenmal, seit es eine deutsche Litteratur giebt, verbreitetesich von Berlin aus über das ganze Reich in raschen Siegeszügeneine in der künftigen Neichshauptstadt entstandene Poesie. NichtLessing oder gar Ramler, nicht Tieck oder Fouque hatten dies er-reicht; spater ist es erst wieder Bettinen gelungen. In der angeb-lichenHauptstadt der Unpoesie" gruppiert sich um den Sängerder Griechenlieder Romantik und poetische Teilnahme und poetischeLebensauffassung in hundert Gestalten. Ich erwähnte schon denKreis Stägemanns, erwähnte Wilhelm Hensel . Dieser führt in denglänzenden Kreis der Familie Mendelssohn hinein, für deren hoch-gespannte geistige Ansprüche und für deren vornehme Lebenskunstdie glänzende Briefsammlung zeugt, die Wilhelms Sohn SebastianHensel der deutschen Lesewelt geschenkt hat (Die Familie Mendels-sohn ", 1879).

Neben Wilhelm Hensel steht Luise Hensel (17981876), seineSchwester, eine Predigerstochter aus dem märkischen TorfdörfchenLinum. Sie besitzt die kindliche Frömmigkeit Eichendorsfs, abernicht ohne einen Funken von der verzehrenden Unruhe Annettens.Der erste Katholik, den sie kennen lernt, ist (1818) ClemensBrentano ; und sie, die Protestantin, vollendet seine Bekehrungzum Glauben. Ende desselben Jahres tritt sie dann selbst zurkatholischen Kirche über und hat als eine Art weltlicher Nonne intreuster Hingebnng an ihren Glauben still und wohlthätig eiulanges Leben verbracht. In frommer Demut vergleicht sie sich ein-mal selbst mit einem häßlichen kleinen Krug, in den schöne Blumengesteckt seien: Gottes besondere Gnaden; es war vor allem die