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1820-1830,
angebaut hat; aber litterarisch zählen sie nicht. Selbst Alexis frühesteRomane, die W. Scotts Art bis znr Täuschung des Publikumskopierten („Walladmor" 1823, „Schloß Avalon" 1827), sind nurebeu zu erwähnen. Aber zu immer größerer Anerkennung geradein neuster Zeit hoben sich seine historischen Romane aus derbrandenburgisch-prenßischen Geschichte.
Von all den zahllosen Nachahmern Walter Scotts war es nochkeinem in den Sinn gekommen, von dem großen Schotten in derGesamtauffassuug zu lernen. Das Detail sah man ihm ab: Aus-wahl kulturhistorisch interessanter Momente, reiche Ausstattung mithistorisch genauem Kostüm, gelegentliche Einmischung von Ar-chaismen, Sprüchen, Liedern. Aber das war doch alles für den„großen schottischen Zauberer" nur Mittel zum Zweck: die Haupt-sache blieb ihm, eiue heroische Biographie seines geliebten Vater-landes zu geben. Das hat aber aus seinen Romanen erst Willi-bald Alexis herausgefühlt; und ans diesem Verständnis erwuchsihm die große Konzeption einer dichterischen Biographie Preußens.Er hat damit dann seinerseits mehrfach Nachahmung gesunden; sobei Hermann von Schmid (1815—1880) mit seinen lebendigenRomanen aus der bayerischen Geschichte. Die Hansestädte, die wöl-fischen Lande, das Elsaß verdienten wohl einen analogen Versuch.
Willibald Alexis setzte mit einem Gipselpunkt preußischer Ge-schichte: ein mit der Zeit Friedrich des Großen in dem Roman„Cabanis" (1832). Familienerinnerungen sind in der Schilderungder Nsfugi6-Familie verwertet — wieder ein günstiges Moment, daser mit seinem großen Vorbild Walter Scott teilt. Schon hier hältWillibald Alexis sich von aller Schönfärberei fern uud giebt denwirklichen Alten Fritz, nicht eine melodramatische Fignr im Stil desNapoleonkultus; der König erscheint plötzlich nnter den Soldatenund spricht mit ihnen, wie er es wirklich that, und es fällt keinpathetisches Wort. Aber manche Schwere des Stils, überflüssige Epi-soden, zu viel indirekte Berichte zeigen eine von dem Dichter übrigensnie vollständig überwundene Unbehilflichkeit. Es folgen der „Rolandvon Berlin" (1840) mit prächtig anschaulichen Bildern aus demLeben der mittelalterlichen Junker und Philister, „Der falsche Wolde-mar" (1842) und dann die drei besten Stücke: „Die Hosen desHerrn von Bredow" (mit dem „Wärwolf ", 1846—1848), „Ruhe istdie erste Bürgerpflicht" (1852) und „Jsegrimm" (1854) — Refor-mation und Napoleonische Zeit; endlich, ein schwächerer Nachzügler,