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Die deutsche Litteratur neunzehnten Jahrhunderts / Richard Moritz Meyer
Entstehung
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116
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116 1820-1830.

Worten begrüßt haben soll:Ihnen soll ich nich kennen? Fest je-mauert in der Erden"! Geschlossener, strenger ist das nächsteStück der Reihe: dieHosen des Herrn von Bredow", in denen be-sonders das märkische Ritterpaar mit köstlichem Humor gemalt istin seinerruhigen und sicheren Gegenwart" alle Edelsräulein dergleichzeitigen Nomaue in ihr Nichts zurückwirft. Es ist die großeWahrhaftigkeit, die Nlexis geholfen hat. Durch sie wurde er, der unterden bedeutenderen Romanschriststellern seiner Zeit vielleicht der schlech-teste Erzähler war, ihr größter Epiker. Neben Jercmias Gotthelf ister der einzige in diesem von Erzählungen überschwemmten Zeitraum,dem man etwas von homerischer Größe nachrühmen darf: nur liegtes bei ihm in der Gesamtauffassuug, bei dem Schweizer im Stil.

Der ultrakouservative Pfarrherr von Bern nnd der liberaleJournalist von Berlin oppositionell sind beide, oppositionell auchin ihrer Art zu schreiben. Realisten sind beide trotz romantischerGrundlage. Und darin sind sie Bahnbrecher einer neuen Zeit,aber doch auch Typen der eigenen Epoche.

Der Zeitraum, in dem diese Dichter heranwachsen, gehört derEmancipation von den alten Autoritäten. Er gehört vor allemauch dem Kampf gegen Goethe. Dahin führte das neue Er-wachen des romantischen Geistes; dahin auch das Anwachsen despolitischen Interesses. Lauge hatten sie schweigend gegrollt nunreichen Wolfgang Menzel und Ludwig Börne sich die Haud zumSturmaugriff gegen den Altmeister bald grimmige Todfeinde,aber hierin lebenslang Bundesgenossen. Wolfgang Menzel (17981873), ein Sohn des jetzt so stark hervortretenden Schlesiens,fand in Stuttgart seine uene HeimSt uud deu Boden seiner ein-flußreichen politischen und kritischen Thätigkeit. In beiden Hin-sichten war er altliberal und stand zwischen seinen verehrten MeisternJean Paul und Ludwig Tieck etwa in der Mitte. Menzel istdurch uud durch Doktrinär: er hat sich für jedes Gebiet ein Dogmahergerichtet, das er für unerschütterlich hält, weil er selbst ehrlichdaran glaubt; und mit dem ganzen Fanatismus eiues volkspädago-gischeu Zionswächters kämpft er nun gegen jeden, der rechts oderlinks von dem engen Pfad geht, welcher allein zur Seligkeit führensoll: gegen die bureaukratischenSchreiber" und die kosmopolitischenRevolutionäre, gegen Goethe und gegen Heine. Die Vorstellungeines starken weltbeherrscheuden Germanentnms beherrschte seinepolitischen wie seine ästhetischen Anschauungen; wo er Nahrung für