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1820—1830,
Gedichte abschließt. Aber freilich ward früh eine Manier daraus.Schon in der „Nordsee " hat er eine solche wirkungsvolle „Apros-dokcse" E. Th. A. Hoffmanns benutzt, um den Schwärmer aufweckenzu lassen: „Doktor, sind Sie des Teufels?"; später tritt uur zuoft die Abkühlung fast mit mechanischer Regelmäßigkeit ein.
Wie seine Empfindungen, so zerreißt auch seine Gedanken dieseübergroße Sensitivität, die jeden Einsall in feine Nuancen zerteilt.Charakteristisch ist es, wie er in ironischer Weise diese Schwäche zueiner allgemein menschlichen macht. „Kein Mensch denkt", sagt deralte Eidechs (im zweiten Kapitel der „Stadt Lucca"), „es fällt nnrdann und wann den Menschen etwas ein; solche ganz unverschuldeteEinfälle nennen sie Gedanken, und das Aneinanderreihen derselbennennen sie Denken". Wer von dem Denken eine so „atomistische"Auffassung hat, dem kann es natürlich auf ein paar Widersprüchenicht ankommen. Am allerwenigsten kann er ein strenger PolitischerParteimann sein; ja einen eisernen Doktrinär wie Borne wird ergar nicht verstehen können. Borne meinte spöttisch, Heine sei derehrlichste Mensch von der Welt: er könne um alles nicht eiueuWitz oder einen Einfall für sich behalten.
Man sollte nun meinen, eine solche Natur könne nur ganzdisharmonische Leistungen hervorbringen. Ein Spielball des ewigbewegten Lebens, gezwungen, jeder Gedankenanregung ein Echo zugeben, könne er nur ein wirres Chaos von einzelnen Tönen undEinfüllen zu stände bringen. Und dieser Dichter schafft melodischeLieder vou bestrickendem Klang, schreibt wohlgeordnete Abhandlungen,disponiert den kleinsten Artikel mit unnachahmlicher Meisterschaft!Wie ist das möglich? Es ward dadurch möglich, daß Heiue eiuevon Grund aus künstlerische, daß er insbesondere eine durchaus musi-kalische Natur war.
Es ist eben doch nicht ganz richtig, was wir vorhin aussprachen,daß er alle Eindrücke wiedergeben mußte. Ein rein gestimmtesInstrument läßt nur die Obertöne erklingen, die zum Grundtoneinen Accord bilden. So griffen auch Heines feinfühlige Organeaus der unbegrenzten Menge kleiner Eindrücke nnr die auf, die zudem Gruudton klangen. Die Dissonanz sogar ist künstlerisch be-rechnet. Oder vielmehr — denn der Ausdruck „berechnet" verkenntdas Unwillkürliche in diesem Vorgang — sie sogar wird nur des-halb aufgenommen, weil sie zu dem Grundton in einem musikalischmöglichen Intervall steht.