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Heines Leben ist bekannt genug. Das Geburtsjahr zwar stehtnicht fest; doch scheint er 1797 (am 13. Dezember) geboren zu sein.Seine Vaterstadt war Düsseldorf , die kunst- und festfreudige altekurfürstliche Residenz. Die Lust zu fabulieren hatte er eher vondem Vater, einem harmlosen Epikureer und träumerischen Geschäfts-mann, als von der klugen und energischen Mutter. Fromm wareubeide Elteru nicht, doch lebten sie durchaus in der Atmosphärealttraditionellen jüdischen Familienlebens, mochte auch der Vaterals Lieferant auf Kriegszügen des Herzogs von Cumberland, dieMntter durch eifrige und vielseitige Lektüre (sie kannte auch Lateinund Englisch ) ihren Horizont erweitert haben. Das Kind wardvon katholischen Patres am Gymnasium unterrichtet und war mehrpersönlichen Neckereien als religiöser Gehässigkeit ausgesetzt, auchhierin glücklicher als Börne. Über der Familie schwebte wie eineArt Hausgott der Name des großen Onkels Salomon Heine , einesungebildeten, aber in seiner Art genialen Kaufmanns, der eins dergrößten Bankhäuser Deutschlands stiftete und unter seinen angehei-rateten Erben die Trüger der Namen Richelieu und Ney de laMoskwa und einen souveränen Fürsten (allerdings bloß den vonMonaco) zählen sollte. Salomon Heine , ungemein wohlthätig,aber herrisch, ist Heinrich Heines Vorsehung und sein Unglück gewesen.Der witzige Mann hatte den geistreichen Neffen gern, ohne von seinenGedichten das Geringste zu verstehen; als ein Versuch, aus demSohne des verarmten Samson Heine einen Geschäftsmann zu machen,kläglich verunglückt war, gewährte er ihm die Mittel zum Studiumund später wiederholt reichliche Unterstützungen. Der unselbständigeJüngling gewöhnte sich so an eine halb parasitische Existenz, unddie Gnadengeschenke des Oheims wurden ihm unentbehrlich. Alssein Vetter nach dem Tode Salomons sie verkürzen wollte, ent-standen jene uuseligeu Streitigkeiten, die den kranken Dichter nochvollends zerrütteten und sein nicht eben starkes moralisches Ehrgefühlzu völliger Würdelosigkeit umwandelten. Auch die Rente, die dassrauzösische Ministerium dem „Flüchtling" zahlte und die er immer-hin bei seinen politischen Artikeln verrechnen mnßte, Hütte er ohnejene Vorübung vielleicht nicht gesucht.
Heine studierte in Göttingen Jura, nachdem er vorher inBonn seine allgemeine Bildung erweitert hatte und dort A.W.Schlegel nüher getreten war. Er führte das übliche Bnrschenleben ohnegroßes Behagen, las aber viel und lernte allerlei. 1821 ging er
Mcycr, Litteratur. g