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Die deutsche Litteratur neunzehnten Jahrhunderts / Richard Moritz Meyer
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.Die Naiven. 159

seinen nicht gelesen werden, gesungen denkt man sie sich amliebsten diese von einem umherziehenden Chor frommer Knaben, wiejene von der fröhlichen Tafelrunde am Kommerstisch.

Ein Verehrer kindlicher Frömmigkeit ist auch BogumilGoltz (18011870), mit dem wir aber denOriginalgenies" vomneuen Typus schon um ein gut Teil uäher kommen. In seinen:Leben zeigt er jene Unfähigkeit, sich mit den realen Verhältnissenzu vertragen, die für Grabbe und Lenau so charakteristisch ist.Als hoher Vierziger greift der gescheiterte Landwirt (1846) zurFeder, Autodidakt durch und durch uud mit dem ganzenMangel an Selbstkritik, der diese auszuzeichnen pflegt. Sofort istder Erfolg da: man war entzückt von der herzerfrischenden Grobheitdes Mannes und an seinen wundersamen Stilkünsten. Nun tritter, wie es sich damals bei den Litteraten fast von selbst versteht,seine großen Reisen an, durchstreift Europa und Ägypten , von woer eins seiner bekanntesten Bücher, denKleinstädter in Ägypten "(1853) heimbringt. Ruhelos ist er auch zu Haus, mehr noch vondem steten Bedürfnis, eine Rolle zu spielen, geplagt, als von andernSorgen; wie Lawrence Sterne , mit dem man ihn auch wegen derbarocken Mischung von Empfindsamkeit und burleskem Humor zu-sammenstellen kann, ein gefurchtster Gast, der nicht leicht wiederaus dem Haus wich, das ihn einmal aufgenommen hatte, genial-uuordentlich und geistreich-bissig wie Clemens Brentano , undim Innersten voll melancholischer Sehnsucht nach der ver-lorenen Jugend. Bewegt klagt er selbst darüber, daßder armeFünfziger den Humoristen spielen muß", und am besten gelingenihm wehmütig-humoristische Erinnerungsbilder, in denen er dieseltsamen Originale seiner Heimat: pensionierte Oberste, armeDorfpfarrer, und besonders gern und gut alte Scheuerfrauen undHökerinnen zu riesenhaften Karikaturen umgestaltet. Sein nachdemBuch der Kindheit" (1847) bestes Werk, dieTypen der Gesell-schaft", (1860) ist nur in diesen Partien lesbar. Sein Stil, unrnhig,hastig, voll gesuchter Wortbildungen, dick unterstreichend, erinnertan deu seines Landsmannes und Vorbildes Hippel, mit dem erauch die gern betonteSchämigkeit" teilt, die Furcht, seine bestenGefühle zu nackt zu zeigeu.

Doch all diese Nameu führen erst in deu Vorhof unseresJahrzehnts. Wir nennen Grabbe, und wir sind in seinemInnersten.