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Die deutsche Litteratur neunzehnten Jahrhunderts / Richard Moritz Meyer
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1830-1840,

ihm die leichthündige Massenhervorbringung gefälliger kleiner Gesell-schastskomödien. Im Grunde sieht es in der Welt das heißtfür Bauernfeld: in Wien ganz erträglich ans; es läßt sich mit denMenschen auskommen. Sie plaudern vorzüglich miteinanderVauernfelds größtes Talent, haben lustige Einfälle, fechten wohlauch mit witzigen Epigrammen elegante Duelle aus, sind aber alle-mal eines freundlichen Ausgangs gewiß. Die Mädchen sind sohübsch, und die Liebhaber sind so edel, daß das Schicksal es mitden paar Hindernissen nicht ernst meinen kann: die würzen nur denReiz des Weltlaufs. So ist Bauernseld der Erfinder der nenendeutschen Lnstspielwelt geworden, in der liebenswürdige Dilettantenaus der guten Gesellschaft ihreBekenntnisse" (1836) undKrisen"(1840) so gewandt vorspielen, daß man zuweilen wirkliches Lebenvor sich zu sehen glaubt. Diese Welt der bösen Schwiegermütterund unwiderstehlichen jungen Witwen ist dann später durch Rode-rich Benedix (18111873) eine Stufe heruutergerückt und durchAufnahme derDienstboten " um eineu gemütlichen Anbau erweitertworden; übrigens zwingt dieser in lustigen Erfindungen unerschöpf-liche Autor durch seine Gutherzigkeit und seinen breiten Humordie Kritik, vor ihm die Waffen zu strecken. Ein litterarischer Kämpferist Benedix nicht gewesen, trotzdem er nach Grabbe eine zweitethörichte Streitschrift gegen die Shakespearomanie verfaßt hat; aberer ist ein Marketender mit wohlgefülltem Fäßchen, der Erholungspendend ans dem Schlachtfeld umherzieht und zu viel Vergnügengespendet hat, als daß man ihm die Trivialität und Uurealitätseiner meisten Figuren vorhalten dürfte. Hat er papierne Zerr-bilder wie den Professor derHochzeitsreise" geschnitzelt, der stattBlut uur Tinte in den Adern hat, so sind ihm gewisse seelenver-wandte Typen wie der allzeit hilfsbereite Onkel, das bemooste Hauptund andere nicht gar so übel gelungen. Als die bequemen Lust-spielrollen leidlich erschöpft waren, gingen dann Gustav von Moser (geb. 1825) und Julius Rosen (eigentlich Nikolaus Dufsek, 18331892) zur Situationskomik über, und nun thaten Veilchenstränßeund Jagdstöcke sürVeilcheufresser" undBibliothekar" die gleichenDienste überraschender Verwickelung und Auflösung wie früher dieböse Sieben und der schlaue Diener. Diejenige Art von Psychologie,die Bauerufeld uud Benedix ihren Personen gaben, ließ sich aller-dings leicht auch auf umschlagende Holzbänke nnd knarrende Thürenanwenden; uud da es, wie für die Betruukenen so auch für die