Lenaus Epik, — Julius Mvseu,
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war) in den Mund legte. Ihn verletzte auch hier das Mechanische,das sich von der Lebcnsfülle abkehrt, um Formelu anzubeten;Savonarola aber war kein Philosoph, nicht einmal ein negativer.
Auch Julius Moseu (1803—1867) aus Maricney imsächsischen Vogtland legte das größte Gewicht auf seine epischenund dramatischen Versuche; auch von ihm wcrdeu nur Gedichtefortleben. Zwar die einst berühmten „Letzten Zehn vom viertenRegiment" sind uns heut nur noch ein interessantes Denkmal derPolenschwärmerei; aber nicht vielen Dichtern sind zwei so einfachkräftige und im besten Volkston gehaltene Balladen wie „AndreasHofer " und „Der Trompeter an der Katzbach" gelungen. Danebenbehandelte er in drei charakteristischen Werken den Kampf zwischenSinnenlust und Idealismus: „Georg Venlot", eine Novelle mitArabesken, „Ritter Wahn", (beide 1831), „Ahasver" (1838). Es istein uraltes Thema — neu ist, wie Moseu den Streit löst. Im„Venlot" ist es der Teufel, der die Abkehr vom Leben, die Ab-tötung, die Hinwendung zu dem „Nirwana" der Buddhisten undSchopenhauers predigt. Im „Ritter Wahn" begehrt der Mensch,der sich in den Himmel hiueingekämpft hat, noch einmal zurück zuder Erde; und Ahasver selbst, der so oft verzweifelt hat, ruft derNatur zu:
O Mutter aller Wesen, täusch' mich wieder,Wie du dich täuschest, singe mir und dirLeis wieder vor die alten Wiegenlieder!
Ritter Wahu, die nach unsterblichem Leben in Gott ringendeSeele, und sein Gegenbild Ahasver, die „in irdischem Dasein be-fangene Menschennatur" — einig sind sie in dem leidenschaftlichenDurst nach Leben, in dein Preislied ans die Existenz!
Es ist die neue Freude an der Fülle des Daseins, die ausMosens philosophischen Dichtungen jauchzt. Noch triumphierenderverkündete sie Ludwig Feuerbach — trotz Schopenhauer wohl derbedeutendste Stilist uuter deu Weltweisen vor Nietzsche.
Ludwig Feuerbach (1804—1872) gehört einer Familie an,in der die Talente fast zu reich.,uittz, abdrängt wuchsen, so daß diebeständige geistige Anspannung in dem letzten berühmten Sohn desHauses, dem Maler Anselm Feuerbach , zu nervöser Überreizungführte. Der Philosoph aber hatte von der kräftigen, gesunden Artseines Vaters, des gefeierten Kriminalisten Anselm Feuerbach , mehrals von der Schwächlichkeit des Mathematikers Karl und der Reiz-