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1830—1840.
barkeit des Archäologen Anselm (1798—1851), der wenigstensdnrch ein Werk, den „Vatikanischen Apollo" (1833), sich mich indie Tafeln der deutschen Litteraturgeschichte eingeschrieben hat: esbringt in reiner Sprache ästhetische Auffassungen von einer Fein-heit und Tiefe, die das Buch mit dem „Vermächtnis" seines be-rühmteren Sohnes, des Malers, wohl vergleichen lassen. — LudwigFeuerbach begann (wie D. Fr. Strauß nnd Bischer) als Theologund empfing von Schleiermacher nachhaltige Eindrücke. Aber schonder eiuuudzwanzigjährige Jüngling gab die Theologie als eine„überstiegene Bildungsstufe" auf und hat von da rastlos mitganzer Seele der philosophischen Forschung angehört. Seit Spinoza hat kein bedeutender Philosoph so ausschließlich wie er nur dieserAusgabe gelebt. Dociert hat er nur vorübergehend in Erlangen (1828—1836, mit größeren Pausen), und später in Heidelberg . Dannließ er sich in der Heimat seiner Gattin, in Bruckberg bei Ansbach,nieder, wo er in völliger Zurückgezogenheit lebte, in den Wäldernumherstreifte und abends in der Schloßwirtschaft mit Handwerkernund Bauern gemütlich plauderte. Die Revolution, an der er zwarkeinerlei politischen Anteil nahm, zog ihn noch einmal (1848—1849)nach Heidelberg auf das Katheder; damals ward Gottfried Keller sein begeisterter Schüler. Plötzlich brach über diese philosophisch-weltferne Existenz, die theologische Polemik und politische Auf-regung nie in ihrer Heiterkeit hatten stören können, sociale Notherein dnrch den Bankerott einer Fabrik, an der seine Gattin be-teiligt war (18S4); zuletzt kam dem Bedrängten die deutsche Schiller-stiftuug und die Unterstützuug eines unbekannten Gönners zuHilfe, fo daß er dann von der Sorge erlöst, die letzten Jahreverbringen konnte.
Der schöne Mann mit dem prachtvollen, fächerförmigen Bartwar der glühendste und feurigste Prophet der großen Lnst amLeben. Man kennt ihn fast mir als den Kämpfer, der in seinen„Gedanken über Tod und Unsterblichkeit" (1830) trotzig ausge-rufen: „Der Mensch ist der Schuster, und die Erde sein Leisten!"und in seinem „Wesen des Christentums" (1841) den übernatür-lichen Gott für eine Menschenschöpfung erklärte; alle Philosophieund alle Theologie wollten seine „Grundsätze der Philosophie derZukunft" (1843) in Anthropologie auflösen. Aber so bedeutsamauch sein Kampf gegen die „logischen Spiele" der Philosophen undgegen die Halbgläubigkeit jener Theologen, die „zu glauben glaubten",