188
1880—1840.
Auch diese beiden Söhne der verlassenen Residenz Ludwigs-burg gehen (wie die beiden anderen berühmten Ludwigsburger,Jnstiuus Kerner und Eduard Mörike ) von der Nomantik auS. Aufden schwäbischen Ästhetiker hat daneben sein Liebling Jean Paul machtig gewirkt. Sein bedeutendstes dichterisches Werk, der Be-kenntnisroman „Auch Einer" (1879), ist in der lockeren Technik,die gar zu gern in Aphorismen und schöne Stellen zerflattert, indem grotesken und oft gewaltsamen Humor, in der Mischung vonPhantastik und Realismus entschieden von dem großen Hnmoristenbeeinflußt. Daneben aber durchdringen wie ebenso viele FeuerströmeLeidenschaften, die Jean Paul so nie gekannt, dies Bnch: ein feurigerHaß gegen Heuchelei, Philistrosität, Unsittlichkeit, Tierquälerei, Un-selbständigkeit und andere Flecken des modernen Lebens; eine glühendepatriotische Begeisterung; eine feurige Hingabe an die großenMeister der Kunst nnd Dichtung. — Bischer war eine höchst eigen-willige Natur, stark geneigt, den Schwaben für den Deutschenschlechtweg und sich für den Musterschwabeu anzusehen; in seineEigenheiten, auch wo sie nicht gerade liebenswürdig waren, verliebt;unduldsam gegen die Eigenheiten anderer Stämme, anderer Dialekte,anderer Persönlichkeiten. Aber die ungeheuere Ehrlichkeit und un-gebrochene Kraft des Mannes war eine nationale Wohlthat ineiner Zeit der Halbtalente und Halbcharaktere. Wie ein mächtigerWaldquell sprudelt er hervor, wirft wohl auch formlose Steineheraus, wie die in der Form (nicht bloß der äußeren) verwahrlosten„Epigramme aus Baden-Baden " (1867), verwüstet wohl auch ein-mal, über die Ufer tretend, schone blumenreiche Wiesen, wie in derunerfreulichen Parodie auf den zweiten Teil von Goethes „Faust "(1862), die den Erwerb dieses Wunderwerks durch deu deutschenVolksgeist auf Jahrzehnte aufgehalten hat, — tönt aber auch inseinen „Lyrischen Gängen " (1882) manch eigenartigen Klang inunser Ohr. Bischer ist überall Pädagog, ein gut Stück Predigerdazn nnd nicht selten auch ein rhetorisch wirkender Agitator. EineWahlverwandtschaft zog ihn zu den halbtheologischen Volkserzieherndes 17. Jahrhunderts, wie Moscherosch und Grimmelshausen; undmit ihnen teilt der Sittlichkeitssanatiker ein geheimes Behagen anCynismen und Lüsternheiten, wie es gerade bei den Schülern zustreng gehaltener theologischer Lehranstalten leicht begegnet.
In all dem ist der berühmte Verfasser des „Lebens Jesu" (1835)sein Gegeubild — eine zarte, empfindliche Gelehrtennatur mit eklek-