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Die deutsche Litteratur neunzehnten Jahrhunderts / Richard Moritz Meyer
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Eleganz und Wohlthätigkeit, und an allein verzweifelt, so findensich bei dem Dichter der naiven Kinder- und Volksbücher all dieseElemente gemütlich beisammen: er ist ein studierter Jurist, er isteiu eifriger, über den Dilettantismus hinauswachsender Zeichner undIllustrator, auch Komponist und vorzüglicher Klavierspieler; er be-kleidet ein hohes Hosamt; er ist unermüdlich um das geistige täg-liche Brot des Volkes, um belehrende Aufheiterung und erbauendenUnterricht besorgt. Wie sein Freund Schwind hat er etwas Ana-chronistisches, Mittelalterliches in der Art seiner Stilisierungen wiein der Vorliebe für Totentänze und ähnliche tragikomische Motive;wie Hoffmann von Fallersleben hat er in feiner Produktivität, inseiner gleichmäßig geheizten Poetenstimmung, in seiner Gleichgültig-keit gegen Kritik und Selbstkritik etwas vom Wesen der ano-nymen Volksdichter. Aber er ist so durchaus katholisch und kon-servativ, wie jener protestantisch und liberal. Eine geringe Zahlfester Typen erschöpfen nicht nur sein litterarisches, sondern anchsein politisches und sociales Interesse: dieser Bauer, dieser Lands-knecht , dieser Pfarrer sollen auch im Leben bleiben, wie er sie inseinen zahllosen Improvisationen zeichnet. Seine litterarische Be-deutung verdankt er besonders dem Umstand, daß seine (undSchwinds) Mitwirkung hauptsächlich denFliegenden Blättern "(begründet 1345) die Richtung gab, die sie noch heut einnehmen.Die Mischung von wohlwollender Belehrung uud unbefangenerHeiterkeit, von origineller Erfindung und Fortführung alter Typen,von Wort und Bild, die unserem beliebtesten humoristischenBlatt das äußerliche Gepräge verleihen, teilt es freilich mit eng-lischen und (bis auf die unbefangene Heiterkeit!) mit französischenBorbildern; aber die konservative Grundrichtung, die lyrischen Bei-gaben, der strenge Ausschluß aller direkt politischen, aller nichtfamilienhaft" gehaltenen, ja aller überscharfen Pointen bildet eineEigenheit derFliegenden Blätter", die ganz besonders aus Poccis Tradition stammt.

In denFliegenden Blättern " erschien auch, an gutem Platz,zuerst das nachgelassene Werkchen eines älteren Autors, der anPocci erinnert: Ludwig AurbachersLalenburger". LudwigAurbacher (17841347), Lehrer am Kadettencorps in München ,ist wie sein Landsmann ein frommer Katholik; aber wie dieserflüchtet er lieber in" die kirchliche Einheit des Mittelalters, alsdaß er in die Polemik des Tages hinabstiege. Die Gräfin Hahn