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Die deutsche Litteratur neunzehnten Jahrhunderts / Richard Moritz Meyer
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18301840,

Waldseligkeit".Bäume, Wiesen, Bach und Hain, Und blanenHimmel und Sonnenschein" die giebt er uns in voller Frische.

Und Frische ist es auch, was seinem Hauptwerk den Erfolgsicherte: denSpaziergängen eines Wiener Poeten" (1831), denendann als zweite politische Gedichtsammlung das schwächereSchutt"(1836) folgte. AlsNnastasius Grün" erstand der gräfliche Dichterauf,nachdem der wahre Name der damaligen Censurverhültuissehalber nicht wagen konnte, mit einiger Aussicht auf ungestörteWirksamkeit litterarisch aufzutreten". Der Name deutet gleich diesichere Hoffnung an, daß aus all den Ruinen, die der Spazier-gänger betrachtet, neues Leben aufblühe» werde, daßunseres Da-seins Blüte sich in einem neuen Geschlecht jüngen werde". Undes bedeutete schon eine Verjüngung, wie er auftrat, wie er (ummit Freiligrath zu reden)in die Stickluft jener Tage dieses Büch-leins kecken Schuß" hineinfeuerte. Ju feurig dahinrolleuden Versenwurden da Metternich und die Jesuiten abkonterfeit, Maria Theresia und Erzherzog Karl heraufbeschworen, der Censor leidenschaftlichapostrophiert und zum Schluß in freudig-vertrauensvoller Anrededer Kaiser selbst. UndSchntt" schildert ingrimmig die Leidender politischen Märtyrer, kontrastiert in kunstvoll verschlungenenBildern den Verfall des vom Vesuv der Despotie überschüttetenItaliens mit dem Aufblühen des freien Amerika und verheißt einvon Ki.'ieg und Neligiousformeln befreites Osterfest der Zukunft.Die Technik ist einfach: rasch schreibt der Dichter hin, was er er-blickt, deutet es allegorisch aus, stellt scharfe Kontraste daneben undschließt mit einem Aufruf. Aber er hat wirklich geschaut: erbildert" geistreich (sein Vergleich von Rhein und Donau mitein paar Bauernkindern erinnert fast an Hebel, die SchilderungderDirne Flandern" an Lenau ), er kontrastiert wirksam uudvor allem, er apostrophiert mit einer ans Herz greifenden Treueder Überzeugung. So blieb er von jenen beiden Büchern an, ohnedie Herwegh, Freiligrath nnd ihre Genossen undenkbar wären, biszu der späten letzten SammlungAuf der Veranda", deren Kor-rekturbogen auf dem Bett des Sterbenden lagen: der jubelnde Zu-ruf, der den siebzigsten Geburtstag des tapferen Verfechters vonFreiheit und Liebe feierte, hatte seine schwachen Nerven zn starkerschüttert. Bald hat ihn dann die undankbare Zeit vergessen;doch nein seiue Lieder vielleicht, nicht sein Bild; das wird bleibenund vom Volk dankbar bekränzt werden wie die seiner beiden Lieb-