DaS Junge Deutschland. 213
linge Kaiser Josef II. und Ludwig Uhlaud, Zwischen dem Menschen-freund auf dem Thron und dem furchtlos kämpfenden Bürgers-mauu steht dieser echte Edelmann, dieser poeta Aglantuoino, undbeide lächeln ihm zu, That uud Dichtung.
Auastasius Grün bildet die Brücke zum Jungen Deutsch-land . Aber er selbst gehört uoch uicht dazu. Er ist noch zu frisch,zu naiv, zu ästhetisch gerichtet, um ganz in der Tendenz auszugehen.Die Teudeuz aber ist die Seele des Jungen Deutschlands; und zwarin politischer Hinsicht die liberale, in ethischer die individualistischeTendenz. Beides geht ja Hand in Hand: um Befreiung von allenZwingfesseln handelt es sich hier wie da. Aber die Romantik zeigtedoch, daß beides nicht durchaus vereint sein muß: Individualistendurch und durch wareu ihre Jünger doch, wenn sie Politik triebe«?,sast ausnahmslos konservativ, ja reaktionär: Fr. Schlegel nnd AdamMüller , Gvrres und Eichendorsf. Das macht, sie haßten die „Zeit"selbst, die Gegenwart; die bloße Existenz einer Anzahl beeinflussender,beengender Stimmungen war ihrer individualistischen Nervositätschon ein Greuel. Anders jetzt. Diese Gruppe, die der Romantiksonst so nah steht und wie diese dem „Sturm und Drang " inner-lichst verwandt ist, liebt die „Zeit", liebt Gegenwart, Zeitgeist, Be-wegung des Lebens. Der starke Atem eines liberalen Begehrensist ihnen Lebenshauch der Poesie, wie den Romantikern die nnbcengteEinsamkeit poetischer Stimmung. Daher sind sie alle Politiker.Daher ist unter ihnen aber auch nicht ein großer Künstler. Diebeidenalteren Meister, mit denen die ästhetische Blindheit und politischeNnklugheit ihrer Feinde sie zusammenschmiedete, Heine und Borne,wareu, jeder in seiner Art, Virtuosen der Stimmung; nur daß Borneeine Stimmung sein Leben hindurch festhielt: die aufgeregte Ver-schwörerstimmung eines Verriua, während Heine sich jedem Hauch derLuft lieh. Stimmung giebt es nicht im Jungen Deutschland , und auflange Zeit ist sie verbannt. Laut, in schneidenden Umrissen, ingreller Tageshelle geben sich die Gedanken. Die keusche Stille fehlt,in der die besten Werke des Künstlers reifen. Tendenz tritt an ihreStelle, und Tendenz heißt Absicht. Nichts Unwillkürliches, nichts,das gegen des Autors Willen heimlich sich verrichte. Jeder hat einProgramm, nnd sieht fortwährend in diesem revolutionären Regelbuch,das doch aber immer ein Negelbuch bleibt, nach, ob er ihm auch treubleibe. Jeder ist sein eigener „Merker" und korrigiert sich die Fehlergegeu liberale Orthodoxie oder moderue Ästhetik fein beckmesserisch sort.