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1830-1840,
den Sieg — da kam die Juli-Revolutiou und ward entscheidendfür sein Leben wie für das seines Vorbildes Borne. Natürlichgründete er eine Zeitschrist nnd hatte das verhängnisvolle Glück,durch einen Artikel über Wolfgang Menzel das Interesse desMannes zu erwecken, der GutzkowS Ziel erreicht hatte: eine dikta-torische Stellung in der „Gelehrteurepublik", politischen Einfluß,Ruhm uud socialen Erfolg. Rasch bricht er mit seinen theologischenPlänen, mit einer Braut, deren Roman er dann indiskret genugin „Seraphiue" (1838) verwob, mit seiner Vergangenheit. Wieein Humanist der Renaissance streift er von einem litterarischenHauptquartier zum andern, knüpft Verbindungen an, bringt per-sönliches Interesse und politisch-ästhetische Tendenz in unentwirr-bare Verknüpfung. Seme Reise mit Laube uach Italien (1833)bedeutet, wie jene Dresdener Begegnung der älteren Romantiker,die Stiftung der nenen Schule. Dies schließt zunächst starke Ab-hängigkeit von älteren Meistern nicht aus. Wie Heinse für Laube,ist Jeau Paul für Gutzkow der Schutzgott der Jugeudproduktion:jedem imponiert, was ihm fehlt: Laube die Pracht der Farbenund Tone, Gutzkow die Innigkeit der Stimmungen. Der Roman„Maha Guru, ° Geschichte eines Gottes" (1833) versetzt gut vol-tairianisch moderne Probleme nach Tibet: der zum Gott erhobeneMensch, ein Lama jenes buddhistischen Priesterstaates, soll zugleichdie zweifelhafte Stellung der Könige und anderer Autoritätenillustrieren, die vou Amtswegen mehr als Menschen sind nnd dochim Fleische schwach bleiben. Gleichzeitig spielt der Titel mitSchellingschen Ideen von der Entwickelung Gottes, und der Inhaltbringt mancherlei politische Anspielungen. Der Censor, dem eigent-lich der ganze Kampf in Laubes „Karlsschülern" gilt, tritt hierals chinesischer Resident auf; die religiöse, aber auch die ästhetischeOrthodoxie wird in der Priesterschaft verspottet, die den Künstlerwegen einer Änderung an dem traditionellen Götzenbild hinrichtenläßt u. s. w. All das wird Übergossen mit gesuchten Vergleichenin Jean Pauls Manier und in die beliebte Ironie getaucht; aberes ist fast das einzige größere Prosawerk Gutzkows , in dem erseinen Stil ein wenig gepflegt hat. Nun stürzt er sich mittenin die revolutionärsten Ideen der neuen Richtung und schreibtseinen schauderhaften Roman „Wally" (1835) — in der Ab-sichtlichkeit der „Jmmoralität" wie in der Ungeschicklichkeit der Er-zählung ein leider nicht unwürdiges Gegenstück zu Fr. Schlegels