270 1840—18S0.
Text und Musik mitbeherrscht sind. Im ganzen bedeutet seiueEntwickelung eine zunehmende Entfernung vom Jungen Deutschland und eine sich steigernde Annäherung an die Romantik. Die Novellenund Aussätze, die unter dem Titel „Ein deutscher Musiker in Paris "(1840—41) erschienen, erinnern an die Jungdeutschen kaum wenigerals an Hoffmann. Die Feindschaft gegen den „barbarischen" Staatdie Wagner durch alle Phasen festhielt, und seine Lehre von der „Er-lösung des Nützlichkeitsmenschen in den künstlerischen Menschen derZukunft", sein Haß auf die Maschine und die „psäffische Pandekten-civilisativn", die „aus dem gesuudheitstrahlenden Germanen unserenskrophulösen, aus Haut und Knochen bestehenden Leineweber zustände gebracht habe", wäre den Wienbarg und Laube wenigstensnoch ebenso verständlich gewesen wie den Görres und Brentano .Aber Wagner haßte die Wissenschaft, in der die Jungdeutschen denBefreier der Völker sahen, mit romantischem Ingrimm. Ihm warsie der Todfeind der Kunst. Zuletzt steigerte sich seine gehässigeGeringschätzung des akademischen Lebens und Wirkens (in denSchriften Publikum und Popularität" und „Religion und Kunst")bis ins Krankhaste. Die Vivisektion ward ihm zum Symbol dergelehrten Arbeit überhaupt, und dieser fast noch mehr als der„wissenschaftlichen Tierquälerei" galten die letzten Keulenschläge desbis ins Alter leidenschaftlichen Mannes. Der Romantik nahe,dem Jnngen Deutschland sern zeigte er sich endlich auch in derBekehrung zum christlichen Dogma, das er anfänglich (mit Feuer-bach ) abgelehnt, später lange ignoriert hatte.
Romantisch war auch das Ideal, das ihm von Jugend aufvorschwebte. Schon Platon , der große Romantiker der Antike, hattees gehegt: Erziehung des Volkes durch die Kunst! „Das Ziel istder starke und schöne Mensch!" heißt es in seiner wichtigsten Pro-grammschrift „Die Kunst und die Revolution" (1849); und wenndies das Ziel auch der Feuerbach , Daumer, Pückler, Jordan war,so stand Wagner allein in seiner idealistischen Abwehr aller rea-listischen Wege zu diesem Ziel. Bewußte Pflege der nationalenKunst soll aus der Misere der Gegenwart in ein neues Heroenzeit-alter retten. Deshalb nahm der königlich sächsische Hofkapellmeisterauch 1849 an dem Ausstand teil: „Nur die große Meuschheitsrevolutionkann auch das vollendete Kunstwerk nns gewinnen." Aber in Paris im Exil wandte er sich ganz von den politischen Bestrebungen derdeutschen Verbannten ab, und selbst als nach schweren Bedrängnissen