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1850—1860.
hörte jenen „ori cls lg, tsri-s", der in den Bildern des großenMillet (1814—1875) Gestalt und Farbe ward. Den Finken läßter es verkünden, wie es in den Bäumen quillt und schwillt:
Der spürte ein Saften zuerst im Baum,
Spürte, spürte und nickte kaum,
Schwirrt ab und sagt: Ans Ehrenwort,
Schon rieselt's innen im Ast und kriecht
Wie Füße herauf an einer Wand,
Mir war's, wie wenn man Tauwind riecht —
So sagt er, und wie Lebensduft
Ging heimliches Schüttern durch die Luft.
Mit feinster Einfühlung schildert er auch sonst gerade diesErwachen der Natur und er darf gegen die herkömmlichen lyrischenPhrasen vom Frühling protestieren und rufeu:
Der Frühling ist ein süß erschrocken,Kaum grüßende? Vornbergehn . .
Manet , das Haupt der Pleainair-Malerei, stellte fünf Staffeleienzugleich ins Feld und malte dieselbe Landschaft in fünf verschiedenenMomenten der Atmosphäre. So hat auch Fischer die genauesteKenntnis der Tageszeiten; „die dritte Stunde Nachmittags", dieStunde des Pan, wird ihm zu einer mit voller Deutlichkeit ge-schautem Naturerscheinung, wie nur Morgen oder Abend so vielenanderen Lyrikern. Und wie moderne Malerei berühren uns auchdie Schilderungen des „Sommerglühens":
Wo die Sounenglnt gebrochenAuf daS Moos im Walde fällt.
Ein Epigone der jungdeutschen Schule ist Max Waldau (1822 oder 1825—1855), eigentlich Georg Spiller von Hauen-schild aus Breslau , dessen beide Reflexionsromane „Nach der Natur"(1847—1848) und „Aus der Junkerwelt" (1850) in ihrer zer-fahrenen Komposition und in ihrer Überladung mit Gedankenbnllastsich nicht über die Produkte jener Schule erheben, während dochauch bei ihm, wie bei Fischer, die helläugige Analyse einer „Zimmer-physiognomik", die individuelle Auffassung einer atmosphärischenStimmung („der Himmel hatte eine widerliche, konfiscible Phy-siognomie voller schielender Lichter") an die Virtuosität modernerKoloristen erinnert.
Zahlreicher sind die Epigonen der Revolutionsdichtung.Hierhin rechnen wir diejenigen Poeten, die in der Tendenzpoesie von