I. G. Fischer. -
M. Waldau. —
M. Hartmann.
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und vor 1848 den entscheidenden Anstoß empfangen haben, derenHauptwirksamkeit aber doch in spätere Zeit fällt, als sich dieEnergie jeuer Regungen längst abgeschwächt hatte. Moritz Hart-mann (1821—1872) aus Duschnik bei Przibram in Böhmen , er-zielte allerdings seinen größten Erfolg mit der „Neimchronik desPfaffen Mauritius " (1849) — einer witzigen, wenn auch in derForm oft zu schleudrigen Charakteristik der Paulskirche, die aberin ein ergreisendes ernstes Finale ausläuft. Aber seiuc anschau-lichen Reiseschilderungen („Tagebuch aus Languedoc und Provence"1852) und die psychologische Feinheit seiner „Bilder und Büsten"(1861) zeigt eine gereistere, ernstere Kunst, die nur bei der Zeitden Widerhall jener Reimpredigt nicht mehr fand. Hartmann hatauch (seit 1868) das Feuilleton der „Neuen Freien Presse " geleitetund sich um die Haltung der führenden liberalen Zeitung Österreichs verdient gemacht; gerade die kritischen und satirischen Feuilletonsder Kürnbergcr, Speidel, Hanslick , Spitzer sichern ja dieser größtendeutschen Zeitung dauernde litterarische Bedeutung. — Blieb derbildschöne Mann mit dem prächtigen Dichterbart der Liebling aller,die ihn kannten, sowohl um seines braven zuverlässigen Charakters,wie um seiner bezaubernden Liebenswürdigkeit willen, so hat einanderer Deutschböhme, Alfred Meißner (1822 — 1885), sichselbst die Achtung der Nachwelt verscherzt. Der Enkel des auf-klärerischen Vielschreibers August Gottlieb Meißner gehörte mitMoritz Hartmann und Leopold Komvert zu dem strebsamen PrägerKreis des „Jnngen Böhmens". Aus diesen Ideen wuchs demjungen Arzt sein gegen alle Dunkelmänner stürmendes Epos „Ziska"(1846); uaiv verherrlichte der Deutsche den Heros der Tschechen.Seine „Gedichte" (zuerst (1845) und andere Dichtungen in rhyth-mischer Form verraten den Epigonen: zahlreiche Anklänge, derWiderspruch zwischen der sauberen Form und dem grellen Inhalt,die nüchterne Berechnung der Anlage — alles deutet dahin. Nur woseine Priesterfeindschast ihn begeistert wie in dem sehr charakteristischen,gegen die Legende Davids gerichteten Gedicht „Mihal" oder in demDrama „Das Weib des Uria", fühlt man einen lebhafteren Herz-schlag. Im Gegensatz zu der Sorgfalt, die der Verehrer Heines hier bewies, zeigen seine zahlreichen Romane („Sansara" 1858,„Schwarz-Gelb" 1862—1864 „Babel" 1867) bei entschiedenemTalent eine hastige Mache und einen sorglosen Stil. Der Gegen-satz erklärte sich nur zu gut, als ein häßlicher Handel über die Ge-