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denn er gehört zn den Rittern, die zwar selbst nicht besondersfechten, aber von todestrenen Schildknappen mit Hingebung ver-teidigt werden: wie Dehmel seinen Schüfer hat und Liliencron seinen Oppenheimer, so hat Greif seinen Prem. Der verkündet mitPosaunenstößen aller Welt anch die Bedeutung von Greifs histo-rischen Dramen, und doch machen uns gerade Greifs „Prinz Engen"(1880), „Heinrich der Löwe " (1887), „Ludwig der Bayer" (1891)nur zu begreiflich, weshalb Hamerling in der „Litterarischen Wal-purgisnacht" seines „Homunculus" gerade die „vaterländischenSänger" in die Gruppe der „schätzbaren Mittelmäßigkeiten" ein-reiht. Dieser „Prinz Eugen" mit seiner Verherrlichung von desHelden Insubordination bei Zenta nimmt sich schier wie eine Parodieauf den „Prinzen von Homburg" aus. Statt der großartigenCharakterkonflikte hier ein komödienhaftes Jntriguenspiel; statt derprächtigen Anschaulichkeit des Großen Kurfürsten und des altenKottwitz hier die kümmerliche Kunst, die Bösewichter Starhembergund Schlick durch übermäßigen Gebranch höfischer Fremdworte zucharakterisieren, bis sie dann in den späteren Akten in aller Stilleauch diese erst dick unterstrichene Eigenheit aufgeben; statt der mäch-tigen Schlußworte hier ein Verweis auf die unbedeutende Thatsache,daß der Kaiser ein Regiment nach dem Prinzen benennt, und dannnatürlich eine Anleihe beim Volkslied (schon vorher ist der ganze„Prinz Eugen der edle Ritter" restlos abgesungen worden). KaiserKarl bekehrt sich auf offener Bühne mit feiner Symbolik, indemer einen Apfel betrachtet und zu der spanischen Umgebung sagt:
Ich sage der Granatfrucht heut Valetlind thu Verzicht aufs spanische Paradies.Ich will, wo ich geboren bin, auch wirken.
Auf der Höhe dieser Charaktereutwickelung steht die Sprache;bald gewaltsam:
Dies hingeschlendcrt schob er die Depesche,Sie keines Blickes auch nur würdigend,Vom raschen Druck zerknittert in die Tasche,
bald die liebe leibhaftige Prosa, wenn z. B. nach dem glücklichenAnbringen einer historischen Anekdote bemerkt wird:Es lag ein tiefer Sinn fürwahr darinnen!
Und solche Dilettantenarbeit will man uns dann um der löb-lichen Gesinnung willen, die wir gewiß schätzen, als „echtes Volks-schauspiel" aufdrängen! Ob Prinz Eugen und Ludwig der Bayer ,