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1850—1860,
ob Nero und Marino Falieri (denn Greif hat natürlich auch umdiese beiden Tragödien gebaut) — in der künstlerischen Nichtigkeitmacht das nicht den geringsten Unterschied.
Wirkliche Bedeutung hat nur ein Teil und zwar ein keines-wegs umfangreicher Teil seiner Gedichte (zuerst 1368, letzte Samm-lung 1895). Denn es fehlt auch Greif, wie Grosse uach HeysesGeständnis, an Selbstkritik; wie neben zart empfundenen Klängendie gewöhnlichste Reimerei sich breit macht, hat wieder der besteKritiker nenerer deutscher Lyrik, Carl Busse , hervorgehoben. Zu-weilen läßt gerade seine Nervosität ihn für so starke Nuaneen desGefühls Worte finden, daß wir bewundernd des Ausspruchs vouVerlaine gedcnkeu: „la, nuairos, et tvut 1k rssts sst literaturs",was keine eigene Schattierung hat, das ist — bedrucktes Papier.Dann glücken ihm Strophen wie die:
Meine Heimat liegt im Blauen,Fern und doch nicht allzuweit,Und ich hoffe sie zu fchauenNach dem Traum der Endlichkeit.
Wann der Tag schon im VersinkenUnd sein letztes Not verbleicht,Will es manchmal mich bednnken,Daß mein Blick sie schon erreicht.
Aber niemand hat in trivialem Versfall und vor allein in wohl-feilen Reimen mehr gesündigt als Greif. Da hat man sie allebeisammen, Seite für Seite: hienieden und geschieden, hernieder undwieder, still und will, Glück und zurück, und die ganze Familiesein: Peiu: allein: ein, und Zeit mit allen Abstraktis, Ewigkeit,Endlichkeit, Vergangenheit; und all die guten lieben Flickworte, die„auch" und „schon" und „her"; und die reimerzwingende Schluszstelluugdes Zeitworts: „Der lichte Hirt am Stäbe voran der Herde zieht"und all die anderen Hilfsmittel einer gequälten Verskunst, die aufKrücken geheu muß, weil ihr nicht Form und Inhalt als einszuflog. Und so verdirbt er sich mit fürchterlichen Schlußversen(„Bis an sein Ende fast") selbst bessere Gedichte; an der Mehrzahlder Balladen aber (ich nenne nur den musterhaft schlechten „Xenophon "oder den kaum besseren „Sieger von Torgau") ist überhaupt kaumnoch etwas zn verderben, an den unsäglich trivialen „Sinngedichten"gar nichts („Wie du auch magst die Menschen schmälen, du mußtdoch ihnen bei dich zählen!"). Ein dicker Haufen Spren verdeckt