Druckschrift 
Die deutsche Litteratur neunzehnten Jahrhunderts / Richard Moritz Meyer
Entstehung
Seite
525
Einzelbild herunterladen
 
  

Scheffels Leben. 525

(184347) neben der ihm nicht allzu lieben Jurisprudenz all dieschönen Dinge, die die Poeten seiner Generation in das Lorpusiuris einzulegen pflegten, und er hatte das Glück, noch als munterer^ Fuchs in eine höchst angeregte Gesellschaft zu geraten, dasEngere",eine 1841aus der freien Genossenschaft eines Stammtisches"hervorgegangene Kneip- und Disputiergesellschaft, dereu HauptLudwig Häusser , der geistvolle Historiker und wirkungsvoll thätigePatriot, war. Von hier hat er Freunde sürs ganze Leben mit-genommen. Als die Revolution das Stillleben unterbrach, gehörteer zu den Glücklichen und Viel beneideten, diemitwirken" durften:er begleitete den liberalen Prenßenfreund Welcker auf seiner diplo-matischen Reise nach Skandinavien . Er war aber selbst nie so inden politischen Ideen ausgegangen, daß der Zusammenbruch auf ihnso wie auf leidenschaftlichere Naturen Hütte wirken können; er nahmes kühler, fast wie Dingelstedt, und meinte später, daßdas An-schauen und zum Teil das Selbsterleben der vielen schiefen und'konfusen Verhältnisse, an denen seit 1843 unser Vaterland so reichist", seiner Poesie die ironische Färbung geliehen habe. Ebensowenig fühlte er sich von demSchreiberhandwerk" bedrückt undübte es als Rechtspraktikant in dem reizend gelegenen Säkkingen(185051) unter günstigsten Umständen aus, traf angeregte Be-kanntschaften, interessierte sich für die merkwürdigen Typen der Hauensteiner", schrieb lustige Reisebriefe und dichtete. Dann folgtdas große Hauptstück jedes rechten deutschen Poetenlebens: die ita-lienische Reise (1852); er schwelgte im Künstlerleben, entdeckte zwar,daß er zum Maler nicht tauge, gleichzeitig aber auch, daß er zumSchriftsteller geboren sei. Am 20. April trifft der blonde, stier-nackige, kräftige Siebenundzwanzigermit der Brille vor den ge-lassen lächelnden Augen" in Capri, das er zur deutschen Koloniegemacht hat, mit Paul Heyse zusammen, undsroh wie die jungenGötter" fuhren die beiden miteinander. Freilich folgt, wie beiGoethe, eine Zeit des Heimwehs nach Italien , durch Augenleidenverbittert; er giebt die juristische Lausbahn ans, will germanistischerProfessor werden und fürchtet doch,im deutschen Lande lebendigzur Mumie zu werden". Aber schon hatte er (Aptll" 1853) denTrompeter" aus Capri beendet; es folgt rasch, in seinem liebenAltheidelberg, derEkkehard". Und von nun ein jäher, plötzlicherAbsturz. Wie seinem Helden wird ihm Einsamkeit in stärkenderLuft not, und an dem Waldkirchli, 4000 Fuß über dem Meere